Eine Frau sitz in einem Straßencafé udn sieht ihre Kreditkarte verzweifelt an. Die Kreditkarte wurde für Kreditkartenbetrug missbraucht. sie fragt sich, was sie tun soll und wie sie jetzt an Geld kommen kann.

Kreditkartenbetrug im Ausland: Was tun? Ein Leitfaden

Für Reisende ist die Kreditkarte mehr als nur ein Zahlungsmittel. Sie ist unser Tor zur Welt – einer Welt, in der ein Wisch über einen Bildschirm oder die Eingabe einer Zahlenkombination das Tor zu deinem Bankkonto öffnet, für ein Dach über dem Kopf sorgt, einen Flug bezahlt oder die Rechnung für dein Mittagessen begleicht. 

Global gesehen, macht Kreditkartenbetrug nur einen Bruchteil aller Transaktionen aus.  In Deutschland, wo in 2016 trotz der astronomischen Anzahl von 6,3 Milliarden Transaktionen der Schaden durch betrügerische Kartennutzung auf “nur” 132 Millionen Euro kletterte, erscheint diese Gefahr zunächst gering – eine Betrugsquote von gerade mal 0,02% des Betrags. Doch hinter diesen Zahlen verbergen sich echte Menschen und echtes Chaos. Weltweit stiegen die Verluste durch Kartenbetrug zwischen 2020 und 2021 um mehr als 10 Prozent, den größten Anstieg seit 2018, mit einem erschütternden Verlust von mehr als 30 Milliarden US-Dollar weltweit, wovon allein aus den USA rund 12 Milliarden stammen.
Wir selbst hatten bereits über ein halbes Dutzend Fälle von Kreditkartenbetrug – einzelne betroffene Karten, nicht Transaktionen, wohlgemerkt.

In diesem Artikel erfährst du, wie du Kreditkartenbetrug auf Reisen erkennen, melden und in Zukunft hoffentlich vermeiden kannst – und wie du im Ausland trotzdem an Geld kommst.

Anzeichen von Kreditkartenbetrug

Es beginnt meist ganz klein, doch die Abbuchungen summieren sich schnell. Je früher du aktiv wirst, desto kleiner bleibt der Schaden und die Scherereien.
Das sind die wichtigsten Hinweise dafür, dass deine Kartendaten in die Hand von Betrügern gelangt sind: 

  • Unerklärliche Transaktionen: Kleinbeträge, die du nicht zuordnen kannst, sind oft ein Test von Betrügern, bevor größere Beträge abgebucht werden. Bei uns waren die ersten Abbuchungen stets Summen von unter 5€. 
  • Mehrfache Abbuchungen: Identische Beträge, die mehrfach kurz hintereinander abgebucht werden.
  • Internationale Gebühren: Abbuchungen aus dem Ausland, obwohl du dich zu dem Zeitpunkt schon länger nicht mehr in diesem Land aufgehalten hast.
  • Phantom-Abonnements: Regelmäßige Abbuchungen für Dienstleistungen oder Abonnements, die dir nicht bekannt sind.
  • Änderungen in deinem Kreditkartenkonto: Unerwartete Limitänderungen oder Adressänderungen, die du nicht veranlasst hast.
  • Verdächtige SMS oder Anrufe: Aufforderungen, deine Kreditkarteninformationen über SMS oder Telefon zu bestätigen.
  • Aktivitätsbenachrichtigungen: Benachrichtigungen über Aktivitäten, die du nicht durchgeführt hast, insbesondere Passwortänderungen, gescheiterte Log-In Versuche oder Bestätigungscodes für Transaktionen. 

Sofortmaßnahmen bei Verdacht auf Kreditkartenbetrug

Du hast eines dieser Warnsignale bemerkt, dann heißt es jetzt kühlen Kopf bewahren und Sofortmaßnahmen bei Verdacht auf Kreditkartenbetrug einzuleiten. Nicht jede Transaktion, die du nicht zuordnen kannst, muss ein Kreditkartenbetrug sein. Beispielsweise haben gerade Cafés im Ausland häufig die seltsamsten Unternehmensnamen auf ihren Abbuchungen und lassen sich auch einige Tage Zeit damit.
Eine Warnung vor ungewöhnlichen Aktivitäten kann auch immer selbst ein Phishing-Versuch sein, mit dem man versucht, an deine Daten zu kommen.
Daher unsere Empfehlung:

  • Logge dich in deinen Onlinebanking-Account ein – nicht über irgendwelche Emaillinks, sondern indem du die Website deiner Bank wie üblich (z.B. über die Google Suche) aufrufst.
  • Prüfe dort die ungewöhnliche Abbuchung. Meist kannst du dort zusätzliche Informationen über die Abbuchung erhalten, wie etwa die genaue Uhrzeit, die Autorisierung der Abbuchung (z.B. mit PIN), die Kartennummer, ob es eine Onlinezahlung oder eine physische Kartenzahlung war etc. Versuche herauszufinden, ob es sich eventuell doch um eine Zahlung handeln könnte, die du ausgeführt hast. 

Falls du die Transaktionen wirklich nicht von dir stammt, dann startet jetzt der Schritt-für-Schritt plan Kartensperrung:

Wenn ‘nur’ deine Kreditkartendaten gestohlen wurden:

Du hast falsche Abbuchungen auf deiner Karte, aber keine Hinweise dafür, dass auch dein Account gehackt wurde?

  • Karte sperren: Häufig kannst du dies in deinem Online-Account oder deiner Kreditkarten-App. Auch gibt es hier bei den meisten Kreditkartenunternehmen die Möglichkeit Abbuchungen direkt als betrügerisch zu kennzeichnen. Geht das nicht, rufe die Sperrnummer deines Kreditkarteninstituts an und lass deine Karte sperren – Daran führt kein Weg vorbei.
  • Transaktionen überprüfen: Prüfe deine letzten Abrechnungen auf weitere unerklärliche Abbuchungen. Häufig fallen betrügerische Abbuchungen erst auf, wenn sie eine gewisse Summe erreichen. Prüfe daher ältere Abbuchungen nun auch genau, wahrscheinlich wirst du fündig.
  • Belege sichern: Halte alle Belege und Korrespondenzen bezüglich des Betrugsfalls für weitere Untersuchungen bereit.
  • Finanzinstitut kontaktieren: Dein Kreditkartenunternehmen, wird dir sagen, welche weiteren Schritte du im Einzelfall einleiten musst. Die Notfallnummer findest du auf ihrer Website. 

Wenn du nicht sicher bist, ob deine Log-In Daten in falsche Hände geraten sind:

  • Kontaktiere die Bank: Informiere auch deine Bank, falls dein Konto mit der Kreditkarte direkt verknüpft ist.
  • Ändere Passwörter: Wechsle die Passwörter und Sicherheitsfragen für Online-Banking und verbundene Dienste.
  • Belege sichern: Halte alle Belege und Korrespondenzen bezüglich des Betrugsfalls für weitere Untersuchungen bereit.
  • Vorsicht bei Kommunikation: Sei vorsichtig bei allen Anfragen nach persönlichen Informationen nach einem Betrugsfall, dies könnten weitere Betrugsversuche sein.

Muss meine Kreditkarte nach Kreditkartenbetrug unbedingt gesperrt werden? 

Auch diese Diskussion hatten wir schon mit Kreditkarteninstituten, da wir die Karte noch wegen ausstehender Hotelbuchungen brauchten. Die zusammengefasste Antwort war jedoch: Es muss sein. Andernfalls werden Betrüger weitere Buchungen vornehmen und dein Kreditkarteninstitut wird sich in dem Fall weigern, in irgendeiner Form zu haften

Wie komme ich ohne Kreditkarte im Ausland an Geld? 

Natürlich ist es immer besser für den Fall der Fälle mehrere Kreditkarten dabei zu haben. Nur nützt dir die Information im Schadensfall herzlich wenig.

Hier daher einige Wege, wie du mit gesperrter Kreditkarte im Ausland dennoch an Geld Kommen kannst:

Virtuelle Kreditkarte: Die virtuelle Kreditkarte ist optimal um schnell wieder an eine Kreditkarte zu kommen. Die meisten Anbieter bieten sie als Prepaid Modell an und sie sind in kürzester Zeit eingerichtet. 
Anstatt einer Plastikkarte erhältst du eine virtuelle Kartennummer, Ablaufdatum und Prüfnummer. Mit NFC kannst du damit auch mit deinem Handy vor Ort zahlen und an einigen Automaten sogar Geld abheben. Dazu muss die Karte neben der App auch mit deinem mobile Wallet verknüpft werden – beispielsweise mit deinem Apple Wallet. Sei aber darauf gefasst, dass die Karte nicht in allen Läden funktioniert. (Beispiel: WISE*, Revolut, C24, Hanseatic, bunq, Monese )

Mobile Payment: Apps wie Apple Pay oder Google Pay werden auch international immer beliebter. Handy raus, bezahlt, fertig.

Geldtransfer-Dienste: Dienste wie Western Union oder MoneyGram ermöglichen es dir, Geld zu senden und irgendwo auf der Welt abzuholen. Du kannst dir auch selbst Geld senden, wenn du anders nicht an das Geld auf deinem Konto kommst. 

Guthabenkarten: Die Guthabenkarten von Starbucks, IKEA, oder Metro- / U-Bahn  werden in manchen Ländern auch als Zahlungsmittel in Läden akzeptiert und können über eine mobile App online aufgeladen werden. Sie können dir daher in einem begrenzten Rahmen auch als Zahlungsmittel im Ausland dienen (damit du zumindest an was zu Essen kommst!)

Notfall-Bargeldservice: Einige Kreditkartenanbieter bieten einen Service für Notfall-Bargeld an, falls du sofort Mittel benötigst.

Wie komme ich im Ausland an eine neue Kreditkarte? 

Manche Banken ersetzen Karten innerhalb kürzester Zeit weltweit, andere versenden aus Prinzip keine Kreditkarten ins Ausland. Gut ist natürlich, wenn deine  Bank eine Filiale vor Ort hat. 

Lieferadresse klären: Stelle sicher, dass du eine sichere Lieferadresse hast, an die deine Bank die Ersatzkarte schicken kann.

Zeitrahmen prüfen: Erkundige dich, wie lange es dauern wird, bis die Karte bei dir ankommt, und triff entsprechende Vorkehrungen, dass du dann auch am richtigen Ort bist.

Von der Familie zuschicken lassen: Wenn sich die Bank weigert, muss die Familie oder der Freundeskreis als Versandadresse herhalten und dir die Kreditkarte zuschicken. DPD, FedEx, DHL und UPS versenden sie üblicherweise innerhalb weniger Tage bis Wochen international.

Wie kann ich Kreditkartenbetrug im Ausland vorbeugen?

Ganz sicher bist du nie, aber ein paar Sachen kannst du schon machen, um es Betrügern schwerer zu machen, deine Kreditkarte zu kopieren.

Sicher mit Kreditkarte bezahlen & Geld abheben

  • Tap statt Schlitz: Bei Kartenlesegeräten ist “Tab” sicherer als “Einstecken”
  • Nutze sichere ATMs: Hebe Geld nur an Geldautomaten in Banken oder geschützten Bereichen ab, nicht an abgelegenen oder schlecht beleuchteten Orten.
  • Verdecke die PIN: Decke beim Eingeben der PIN immer die Tastatur ab, um zu verhindern, dass sie ausgespäht wird.
  • Beobachte die Karte: Lass deine Karte bei Transaktionen nie aus den Augen, damit niemand die Daten abschreiben oder kopieren kann. (Ist in der Realität oft eher unrealistisch) 

Sicherheitssysteme gegen Kreditkartenbetrug nutzen

  • Kartenlimit setzen: Es ist gut, ein hohes Kartenlimit zu haben, wenn man mal Geld braucht. Doch kannst du bei vielen Anbietern auch ein virtuelles Limit setzen, das du nur im Bedarfsfall über deine Banking-App anhebst, um beispielsweise die maximale Barabhebung mit deiner Karte zu begrenzen, sollte sie in falsche Hände geraten.
  • Benachrichtigungen einstellen: Lass dich über jede Transaktion informieren. So kannst du sofort reagieren, sollte etwas Ungeplantes passieren.
  • 2-Faktor-Authentifizierung: Sie stellt sicher, dass auch ein geleaktes Passwort nicht sofort Zugriff auf deine Karte ermöglicht.
  • Sicheres Passwort & Pin verwenden: Nicht einfach dein Geburtsdatum 😉
  • PIN & Prüfziffer auf der Karte abkleben: So können Betrüger nicht schnell hinter dem Tresen deine Kartendaten abfotografieren
  • Reisen bei Banken melden: Du kannst Länder die du bereist für Transaktionen freigeben lassen. Länder in die du so schnell nicht mehr kommst, kannst du bei einigen Kreditkarteninstituten auf eine Negativ-Liste setzen lassen.

„Sicherere“ Kreditkarten gegen Kreditkartenbetrug

  • Prepaid Kreditkarten nutzen: Für Zahlungen an „unsicheren“ Orten, kannst du eine Prepaid-Karte nutzen. Wir selbst nutzen WISE*. Damit ist die maximale Schadensumme limitiert und es gibt keine direkte Verbindung zu deinem Bankkonto. Übrigens hatten wir auch hier schon einen Betrugsfall und haben die Schadenssumme von rund 800€ unkompliziert erstattet bekommen.
  • Kreditkarten statt Debitkarten: Kreditkarten bieten in der Regel besseren Schutz gegen Betrug als Debitkarten und sind kulanter in der Schadensregulation.
  • Teure Kreditkarte: Teure Kreditkarten haben in der Regel im Schadensfall einen besseren Service – vor allem, wenn es darum geht, eine neue Karte zu organisieren. Allerdings waren bisher alle unsere Institute sehr hilfsbereit und kulant. 
  • Trenne “online” und “offline” Karte: Nutze zwei verschiedene Karten für Zahlungen online oder im Geschäft. Damit fallen Abbuchungen über das falsche Medium schneller ins Auge. 

Weitere Tricks gegen Kreditkartenbetrug

  • Notfallnummern speichern: Speichere die Sperr-Notrufnummern deiner Bank im Handy und lade dir die Onlinebanking-App herunter für einen guten Überblick und weitere Möglichkeiten (Pin ändern etc.)
  • Geheimzahl sicher verwahren: Schreib deine PIN niemals auf die Karte und vermeide offensichtliche Kombinationen wie Geburtsdaten.
  • Karten verteilen: Trage nicht alle Karten zu jeder Zeit bei dir, damit sie ggf. nicht alle gemeinsam geklaut / verloren werden können.
  • RFID-blockierende Geldbeutel: um das unbemerkte Auslesen der Kartendaten zu verhindern.
  • Ersatzkarte besorgen: Damit du im Falle von Betrug weiter an Geld kommst
  • VoIP installieren: Damit du im Notfall die Hotline deiner Bank in Deutschland erreichen kannst, ohne Unsummen für Roaming zu bezahlen. (Beispielsweise Skype Telefon-Guthaben kaufen)

Wie schnell geht Kreditkartenbetrug?

Oft reicht den Betrügern schon ein Foto von der Karte, aufgenommen hinterm Tresen, oder auch ein manipuliertes Lesegerät, um die Daten der Karte zu kopieren. Dann ist es ein Leichtes, die Daten für Online-Zahlungen zu missbrauchen.

Die falschen Abbuchungen können sich mit Kleinstbeträgen über Monate ziehen – oder wie in einem Fall bei uns innerhalb von wenigen Stunden das gesamte Zahlungslimit der Karte ausschöpfen.  

Bekomme ich bei Kreditkartenbetrug mein Geld zurück? 

Eine generelle Antwort können wir dir natürlich nicht geben, aber in vielen Fällen, kannst du dein Geld zurückerhalten – vor allem, wenn du den Betrug schnell meldest. Das gilt vor allem für Abbuchungen, die klar ohne dein Wissen vorgenommen wurden. Sollte es genehmigte Buchungen mit falschen Beträgen oder Streitereien mit Online-Händlern zu Ware geben, ausbleibende Rückbuchungen von Kautionen etc., kann es natürlich im Einzelfall auch anders aussehen. Wichtig ist es dann, alle Zahlungsinformationen und Kommunikation mit dem Anbieter zu speichern. 

Fazit Kreditkartenbetrug

Wir haben bisher mit all unseren Kreditkarten-Instituten nur gute Erfahrungen gemacht, wenn es um Fälle von Kreditkartenbetrug ging.
Peinlich war es allerdings, als auf dem Kontoauszug zu unserer Visaverlängerung plötzlich Kleinzahlungen an Pornoseiten auftauchen. Das VISA ging zum Glück trotzdem durch.
Alleine die Tatsache, dass wir inzwischen nicht nur einmal, sondern schon mehr als ein halbes Dutzend Karten an Betrüger verloren haben und auch fasst alle Reisende in unserem Bekanntenkreis ihre eigenen Geschichten davon erzählen können, zeigt, wie verbreitet das Problem vor allem bei Langzeitreisenden ist.

Das Geld haben wir bisher stets zurückbekommen. Ärgerlich war es trotzdem und die Zeit und der Stress, das alles regeln zu müssen, wird einem natürlich nicht ersetzt. 

*Unser Freunde-werben-Freunde Link. Wir bekommen eine Gutschrift, wenn du über diesen die Karte beantragst. Du solltest damit ebenfalls besser Konditionen bekommen. Check ihn gerne einfach mal aus und mach, was dir am bessten taugt 😉

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