Zwei Polizisten in Bogota stehen vor einem Graffiti

Sicherheit in Kolumbien – wie sicher ist eine Reise nach Kolumbien?

Als wir unseren Freunden und Familien mitteilten, dass wir auf unserer Weltreise durch Südamerika auch nach Kolumbien reisen werden, war das Erstaunen aber auch das Entsetzen groß. Unsere Eltern fragten uns natürlich: „Ist Kolumbien denn sicher? Braucht man in Kolumbien keine Angst haben überfallen zu werden? Lasst euch ja nicht von den Drogen runterziehen!“.
Der Ruf, den Kolumbien in Europa in Bezug auf die Sicherheit während einer Reise hat, ist schlecht. Die Geschichten und Filme rund um Pablo Escobar und die FARC sind wohl daran schuld, dass Kolumbien von vielen Touristen als Reiseland generell eher gemieden wird.

In diesem Bericht wollen wir einmal unser Gefühl aber auch harte Fakten erläutern, um euch so vielleicht die Angst zu nehmen nach Kolumbien zu reisen. Denn Kolumbien ist definitiv eine Reise wert und war tatsächlich sogar eines unserer Highlights in Lateinamerika.

„Don’t show your Papaya!“ Dieser Satz ist eine der wichtigsten Regeln, wenn es um die eigene Sicherheit in Kolumbien geht. Das bedeutet so viel wie: „Zeige nicht was du hast!“. Diese Grundregel sollte man in Kolumbien besonders nachts und auch in den guten Gegenden befolgen – ist aber generell für die Sicherheit in allen Ländern gültig. Packt also Wertgegenstände nur aus wenn ihr sie braucht und wedelt nicht mit Geld herum. Wer nicht als lukratives Opfer auffällt, mindert damit sofort sein Sicherheitsrisiko.

Wir sind insgesamt 4 Wochen durch verschiedene Regionen in Kolumbien gereist und haben das Land, die Natur und die Menschen in diesem tollen Land lieben gelernt. Soweit wir es beurteilen können, steht fast niemand in Kolumbien mehr hinter Pablo Escobar – es ist ein Stück Geschichte auf das man nur sehr ungern zurückblickt. Die Menschen Kolumbiens wollen nach Vorne und in die Zukunft blicken und den lästigen Ruf als Land der Narcos loswerden. Man kann also zunächst schon einmal festhalten, dass sich die Sicherheitslage in den letzten Jahren, seit der Zeit der Drogenkriege und des Bürgerkriegs, deutlich verbessert hat.

Wie sicher fühlt man sich in Kolumbien? Unsere persönliche Erfahrung!

Wir sind bereits durch Kingston auf Jamaika gelaufen, waren Guatemala City und haben auch eine Nacht in San Pedro Sula wohlbehalten überstanden. Am unwohlsten während unserer Reise fühlten wir uns auf den Straßen von Kingston. Die Stadt ist laut, dreckig und chaotisch und die Menschen sind teilweise etwas ruppig und aufdringlich. Ähnliche Zustände hatten wir auch in Kolumbien erwartet. Kurz gesagt, wir waren auf das Schlimmste gefasst.

Von Panama führte uns unsere Reise weiter nach Cartagena. Dort waren wir sehr positiv überrascht wie herzlich viele Kolumbianer sind. Der meist eher raue und unpersönliche Umgang in Zentralamerika war wie weggeflogen. Menschen nahmen sich für uns auf einmal wieder Zeit. Man wurde nicht mehr unter Druck gesetzt, wenn man versuchte jemanden in seinem schlechten Spanisch ein Problem zu schildern. Ganz im Gegenteil: es wurde versucht zu helfen und gemeinsam auf die Lösung des Problems bzw. die Fertigstellung des Satzes hinzuarbeiten. Der erste Eindruck von Kolumbien, war genau das, was wir nicht erwartet hatten. Mehr dazu findest du auch in dem ein oder anderen Reisebericht, den wir zum Thema Kolumbien geschrieben haben.

Unsere Route führte uns von Cartagena nach Medellín und von dort in die kolumbianische Hauptstadt Bogotá. In allen drei Städten haben wir eher in guten Gegenden gewohnt. Die meisten Unterkünfte für Touristen in kolumbianischen Städten sind auch in den guten Gegenden. Man muss schon explizit suchen, um eine Unterkunft außerhalb der angenehmen Touristengegenden zu finden.

Wir haben uns an einige grundlegenden Regeln gehalten als wir durch Kolumbien gereist sind.

  • „Don’t show your Papaya!“
  • Höre auf das, was die Einheimischen dir sagen!
  • Erkunde die Städte tagsüber!
  • Hör auf dein Bauchgefühl

Mit diesen Grundsätzen haben wir uns ohne Problem durch Kolumbien bewegen können. Dabei sind wir nie in irgendwelche Situationen gekommen, in denen wir uns nicht wohl gefühlt haben.

Natürlich wollen wir die Lage keineswegs verharmlosen. Es gibt Slums, in denen würden wir weder Tags noch nachts herumlaufen wollen. Es gibt viele Obdachlose, darunter derzeit auch viele Flüchtlinge aus Venezuela denen es an allem mangelt. Ein Guide berichtete, dass ihm schon drei Fahrräder gestohlen wurden. Nachts empfiehlt es sich für viele Strecken ein Uber zu nehmen – aber auch das gilt für viele Länder in Südamerika.

In manchen Gegenden treiben sich noch ehemalige Mitglieder der Kartelle, FARC und Co herum und führen dort ihr Business weiter. Die Frage ist, in wie weit man damit als Tourist in Berührung kommt und in welche Gegenden man plant zu reisen.

Wie gefährlich ist Kolumbien wirklich?

Um diese Frage beantworten zu können müssen wir auf Kriminal-Statisiken und Co. zurückgreifen. Natürlich findet ihr nachfolgend auch eine Quellenangabe, damit ihr euch selbst ein Bild von der Sicherheit in Kolumbien machen könnt.

Sehen wir uns einmal die Homizide in den letzten Jahren in Kolumbien an. Unter Homizide wird die vorsätzliche und gesetzeswidrige Tötung einer Person durch eine andere verstanden. Diese Kategorie umfasst also Mord und Totschlag.
Seit dem Jahr 2005 ist diese stark sinkend. Waren es im Jahr 2005 noch 18.111 Homizide, waren es im Jahr 2016 nur noch 12.402 registrierte Tötungsdelikte in Kolumbien.

Das entspricht 25,5 Morde pro Jahr auf 100.000 Einwohner. Im Vergleich dazu hatten wir in Deutschland einen Stand von 1,2 vorsätzliche Tötungen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2016. Blickt man hier noch auf die Homizidrate von Jamaika mit 47,0 Morde pro 100.000 im Jahr 2016 wirkt die Karibikinsel doch gleich nicht mehr so idyllisch, oder?

Doch Sicherheit bedeutet ja nicht nur zu überleben und natürlich wollen wir nicht vom Extremstfall ausgehen. Daher möchten wir nicht nur auf die Tötungsdelikte in Kolumbien blicken, sondern auch auf die Kriminalität in Form von Einbrüchen, die in Kolumbien stattfinden. Hierzu werden wir auch wieder auf die Kriminalstatisik zurückgreifen und Deutschland und Jamaika mit in den Vergleich einbeziehen.

Insgesamt wurden im Jahr 2016 auf 100.000 Einwohner 97 Einbrüche registriert. Diese Kennzahl ist leider in den letzten Jahren stetig steigend. Im Jahr 2005 waren nur 50,2 Einbrüche auf die selbige Einwohnerzahl registriert worden. Deutschland hatte im Jahr 2016 528,5 Einbrüche auf 100.000 Einwohner. In Jamaika wurden im selben Zeitraum nur 45,6 Einbrüche pro 100.000 Einwohner registriert.

Die vergleichsweise immense Zahl an Einbrüchen in Deutschland im Vergleich zu Jamaika und Kolumbien sieht zunächst erschreckend aus. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass der Zahl an registrierten Vorfällen auch immer eine Dunkelziffer gegenübersteht.Wir glauben, dass diese Dunkelziffer in Jamaika und Kolumbien erheblich höher ist. Womöglich werden viele Einbrüche einfach nicht zur Anzeige gebracht. Eine alternative Erklärung wäre, dass die Zäune und Stacheldrähte sowie die Überwachungskameras, die in beiden Ländern sehr präsent sind, doch eine gute Arbeit leisten. Folgt man allerdings der offiziellen Statistik, sollte man annehmen, dass die Sicherheit im Bezug auf Einbrüche in Kolumbien sehr sehr hoch ist.

Wir denken durch diese Zahlen bekommt man ein ganz gutes Gefühl ob Kolumbien wirklich gefährlich ist. Zudem möchten wir nochmal erwähnen, dass wir Jamaika als deutlich furchteinflößender als Kolumbien empfunden haben. Ausschlaggebend dafür sind vor allem die herzlichen Menschen in Kolumbien, die auch offen mit Touristen über die Probleme des Landes sprechen. Außerdem geben sie stets ehrliche und gute Tipps.

(Quelle: https://knoema.de/atlas/Kolumbien/Homizide)

Was tut Kolumbien zur Verbesserung der Situation?

Wir haben mittlerweile viele Länder bereist, aber nie so eine positive Stimmung erlebt wie in Kolumbien. Die Regierung, das Land und die Einwohner möchten an der Sicherheitslage arbeiten und sind auf dem besten Weg dorthin. Am deutlichsten konnten wir diesen Spirit in der Comuna 13 spüren. War sie einst eine der gefährlichsten Gegenden der Welt, ist es nur ein Viertel voller Leben, Kunst und strahlenden Menschen, die froh sind dass sich die die Situation verbessert hat. Zudem gibt es viele politische Bemühungen in Richtung Frieden und Sicherheit in Kolumbien. Ein Beispiel dafür sind die Friedensverhandlungen mit verschieden Rebellen Gruppierungen, die die allgemeine Lage in letzter Zeit eher beruhigt haben.

Erreicht wurde die Veränderungen der neuesten Zeit durch Innovation und neue Wege der kolumbianischen Regierung. Am Anfang stand zwar ein massives blutiges Durchgreifen von Militär und Sicherheitskräften, wirklich nachhaltige Verbesserungen traten jedoch vor allem durch einen strukturellen Wandel ein. Kolumbien war das erste Land überhaupt, das Seilbahnen für den öffentlichen Verkehr benutzte. So konnten ganze Stadtteile schnell und einfach an die Innenstadt angebunden werden. Dadurch konnte die Arbeitslosenzahl gerade in den Slums und abgehängten Außenbezirken drastisch gesenkt werden. Das liegt daran, dass die Menschen nun schneller zu den Arbeitsstellen im wirtschaftlich starken Zentrum von Medellín kommen.

Des Weiteren ist uns sehr positiv aufgefallen, wie mit dem Umgang mit dem Erbe von Pablo Escobar umgegangen wird. Auch hier zeigt sich der Wille zu einem nachhaltigen Friedensprozess. Viele der Gebäude stehen seit dem Tod des Drogenbarons leer. Damit sie auf Dauer nicht zu Schreinen und Denkmälern für Netflix-begeisterte Touristen mutieren, werden die meisten nun abgerissen oder einer neuen positiven Bestimmung zugeführt. So wurde auch das einstige selbst gebaute „Gefängnis“ La Catedral zu einem Altenheim für Hilfsbedürftige.

Auf den Straßen in den Städten findet man sehr viel Polizei, die vor allem an touristischen Orten für Recht und Ordnung sorgt. Auch gibt es unzählige private Sicherheitsleute, die vor Geschäften, in Malls aber auch in Tiefgaragen Wache stehen. Wir haben uns durch das Sicherheitspersonal sehr gut aufgehoben gefühlt und hatten in den Gegenden, in denen wir bei Nacht unterwegs waren (Stadtkern und touristische Gegenden) nur wenig Bedenken bezüglich der Sicherheit.

Welche Gegenden gelten in Kolumbien als besonders gefährlich?

Natürlich gibt es auch in Kolumbien Gegenden die man als Tourist nicht so leichtsinnig besuchen sollte. Hier hat das Auswärtige Amt immer die aktuellsten Informationen.

Hier geht es zur Seite des Auswärtigen Amtes (https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/kolumbien-node)

3 Kommentare zu „Sicherheit in Kolumbien – wie sicher ist eine Reise nach Kolumbien?“

  1. Pingback: How safe or unsafe is Brazil really? - Travelgrapher.net - World Travel & Digital Nomads Blog 2021

  2. Pingback: Wie sicher bzw. unsicher ist Brasilien wirklich? - Travelgrapher.de - Weltreise & Digital Nomaden Blog 2021

  3. Ein sehr interessanter Blogeintrag.
    Ich habe mich in Städten wie Bogotá und Medellín auch erstaunlich sicher gefühlt.
    Ein negatives Bauchgefühl hatte ich aber vor allem in den Küstenstädten. Ich habe viele Freunde in Kolumbien, und die meinen auch, dass die Küste wesentlich gefährlicher ist als das Landesinnere. Nun würde ich gerne meine Erfahrung mit euch teilen: Ich persönlich wurde auch vor kurzem gewaltsam am Tag (2 Uhr nachmittags) bis auf die Unterwäsche in Santa Marta ausgeraubt. Ich war am Strand und wollte mit dem Taxi zurück ins Zentrum fahren. Ende vom Lied: Taxifahrer hat mich brutal niedergeschlagen und meinen Rucksack mit Wertgegenständen und anderen nützlichen Dingen geklaut und hat mich mit einer Waffe bedroht. Ende vom Lied: etliche blutige Wunden, die versorgt werden mussten und einen geprellten Rücken, sowie angebrochenen Handknochen. Ich habe mich mit Einheimischen über diese Erfahrung unterhalten, und diese haben mir bestätigt, dass dies auch bei Einheimischen super oft vorkommt.
    Deswegen finde ich es immer schade, wenn Touristen die offenbar zu Zweit oder in Gruppen reisen in ihren Blogs von Sicherheit sprechen. Das ist leider gar nicht der Fall und dies können etliche Einheimische bestätigen.

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