Der Vulkan Cotopaxi
Der Vulkan Cotopaxi ist mit seinen 5897 Metern der zweithöchste Berg Ecuadors und einer der höchsten aktiven Vulkane der Erde. Obwohl er aktiv ist, ist er einer der meistbestiegensten Berge Südamerikas. Er liegt im gleichnamigen Cotopaxinationalpark, der eine wunderschöne Hochebene hat, in der man auch Wildpferde beobachten kann.
Der Cotopaxi ist nicht nur ein Vulkan, er sieht auch aus wie ein Vulkan: absolut rund, dunkle Flanken und mit einer chicken Schneehaube auf dem Gipfel. Allerdings ist der Cotopaxi etwas zickig wenn es darum geht sich fotografieren zu lassen, er hüllt sich nämlich gerne etwas verschämt in Wolken. Doch dazu später mehr.
So richtig aktiv war der Vulkan in den letzten hundert Jahren nicht. 1904 brach er zum letzten mal richtig aus, bis 1940 spuckte er gelegentlich ein wenig, 1976 meldete er sich mit ein paar Erdbeben, 2015 spuckte er jedoch eine mehrere Kilometer hohe Aschewolke aus. Der daraufhin verhängte Ausnahmezustand in Ecuador war jedoch eher politisch motiviert, um Proteste gegen eine Verfassungsänderung zu unterbinden.
Wenn er jedoch richtig loslegt, der Cotopaxi, dann kann der Berg auch ungemütlich werden. 1877 stellte er das unschön unter beweis, als er bei einer Eruption seinen kompletten Gletscher auf einmal abschmelzen ließ und mit den entstehenden Schlammlawinen das Umland im Umkreis von 100km unter Wasser setzte. Dabei vernichtete er auch ganze Ortschaften. Wer den Cotopaxi besucht, sollte daher vorsichtshalber immer sehr viel positive Energie mitbringen und hoffen, dass Pachamama gute Laune hat.
Von März bis Mai und im November gibt es am Cotopaxi übrigens den meisten Niederschlag. Unser Tour fand ende Mai statt.
Die Buchung der Cotopaxi- Vulkantour
Die erste Tour die wir zum Cotopaxi fanden kostete rund 120$ pro Person und wäre eine private Tour über Airbnb gewesen. Nach etwas Google-Recherche fanden wir dann einen weiteren Touranbieter namens Quito Bus Tour, bei dem die Tour für 60$ pro Person inklusive Frühstück und Mittagessen zu bekommen war. Gebucht hatten wir etwa drei Wochen im Voraus. Die Onlinebuchung bringt beim Anbieter gelegentlich zusätzlich 10% Rabatt, als wir buchten allerdings gerade nicht.
Die Anfahrt zum Cotopaxi
Die Tour begann für uns morgens um 7:05 Uhr bei einer Bushaltestelle nahe unserer Unterkunft (Bulevar Naciones Unidas Stop). Mit uns warteten ungefähr acht weitere Personen und einer der Guides. Die Abfahrtszeiten können jedoch je nach Abholort abweichen, denn als wir zustiegen, saßen bereits sechs Mitreisende im Bus.
Nach der Abfahrt bekamen wir eine knappe Einleitung auf Spanisch und Englisch. Unser Weg führte uns unter anderem auch entlang der berühmten Allee der Vulkane, eine Route die von Alexander von Humboldt so getauft wurde, weil auf ihr 22 der 73 aktiven Vulkane Ecuadors liegen. Über Herrn Humboldt hörten wir an diesem Tag noch mehr, denn der deutsche Naturforscher war in Ecuador sehr aktiv und erforschte dort die Natur, Geographie und indigenen Stämme. Er war auch einer der ersten Europäer die den Cotopaxi zu besteigen versuchten, was er allerdings auf Höhe des heutigen Parkplatzes abbrechen musste.
Während wir zum Vulkan fuhren begann es zu regnen und mit zunehmendem Regen sank auch unsere Laune. Zwar waren wir gut ausgestattet, doch die tiefhängende Wolkendecke war nicht sonderlich vielversprechend. Von der Allee der Vulkane sahen wir nichts. .
Frühstück auf der Cotopaxi-Tour
Nach einer guten Stunde Fahrt aus Quito heraus, bogen wir von der Hauptstraße in einen kleinen Ort ab und von dort in eine schmale Landstraße. An deren Ende kamen wir an eine Ecolodge umgeben von Wald und Wiesen. Hier gab es Frühstück. Der Raum war nicht sonderlich gut beheizt aber gemütlich und komplett aus Holz. Zum Frühstück gab es eine große Semmel, Rührei, Butter und Marmelade und Obst. Dazu grünen Tee, Blaubeertee oder Kaffee. Wir hatten ein wenig auf Cocatee gehofft. Den gab es hier jedoch noch nicht. Während des Frühstücks lernten wir erstmals unsere Mitreisenden etwas kennen. Die meisten Teilnehmer waren aus Nord- oder Südamerika, zudem gehörte ein Pärchen aus der Schweiz zur Gruppe. Nach einer halben Stunde ging es weiter.
Der letzte Kiosk am Cotopaxi
Auf der weiteren Fahrt zum Vulkan Cotopaxi, die etwa eine halbe Stunde dauerte, wurde eine Liste herumgereicht auf die man für die Parkverwaltung Name und Herkunft notieren musste. Dass wir uns dem Vulka näherten bemerkten wir vor allem an der immer schlechter werdenden Straße.
Unterhalb des Parks hielten wir zum ersten mal und Paulina unser Naturguide stieg ein. Die junge Frau stammte direkt aus einem der Dörfer am Fuße des Vulkans und kannte sich in der Region sehr gut aus. Sie erklärte einiges zu den Pflanzen am Wegrand, wie etwa die Pinien, die an den Straßenrändern wachsen, aber hier gar nicht heimisch sind, sondern Holz produzieren.
Dann kamen wir an eine kleine Hütte. Hier hatten wir eine Viertelstunde Zeit, um das WC zu besuchen und einen Coca Tee (1,50$) zu trinken. Die Hütte hier ist einer der wenigen Orte in Ecuador mit einer Sondergenehmigung Coca-Produkte zu verkaufen, wurde uns erklärt.
Max und ich tranken jeweils einen Becher des sehr grün schmeckenden Tees, der mich geschmacklich an Brennesseltee erinnert. Außerdem kauften wir eine kleine Packung Teeblätter (3$) für unseren weiteren Aufenthalt in Ecuador und Bonbons mit Cocaextrakt (4St 2$) für den heutigen Tag.
Der Cotopaxi Nationalpark
Dann ging unsere Fahrt weiter durch den Cotopaxi Nationalpark. Auffällig ist, dass es kurz nach der Grenze des Nationalparks keine Bäume mehr gibt. Die Pinien dürfen hier nicht gepflanzt werden und für die natürliche Vegetation ist der Park mit 3200-5897m einfach zu hoch.
Die Straßen im Park sind noch schlimmer als unterhalb. Wir wurden gebeten uns anzuschnallen. Mein Gurt war jedoch defekt.
Paulina erzählte uns einiges über die Vegetation auf der Hochebene. Besonders ein rosaner Enzian fiel uns ins Auge. Die Blume färbt sämtliche der kargen Wiesen blassrosa. Auch einige gelbe Blumen wachsen hier und immer wieder orange-blühende-Sträucher. Diese Sträucher seine gut für die Nieren und die Prostata, erklärte Paulina.
Außerdem gäbe es eine Art von Kolibris, die hier lebt und sich davon ernährt. Ein Buch mit den Vögeln Ecuadors wurde durch den Bus gereicht. Der kleine Vogel um den es hier ging, hat einen blauen Kopf und ist sonst grün, das Weibchen ins braun. Ich blätterte neugierig ein wenig im Buch vor und zurück und war ein wenig baff, wie viele verschiedene Arten Kolibris in Ecuador leben.
Nach einiger Zeit sahen wir dann die ersten Wildpferde auf der Hochebene des Cotopaxi. Die erste Herde graste weitab vom Bus, doch wir fuhren auch an einigen Herden vorbei, die direkt an der Straße grasten. Ich schreibe vorbeifahren, denn der Fahrer bremste nicht einmal ab, damit wir diesen Anblick genießen konnten. Erst nachdem die Businsassen begannen zu murren, bremste der Fahrer bei einer Herde. Doch wir hatten kaum eine Minute für Fotos. Nachdem Max und ich auf der abgewandten Fensterseite saßen, kamen wir erst mit der Kamera an die Reihe, als sich der Bus schon wieder in Bewegung setzte. Die Pferde fühlten sich derweil nicht einmal vom Bus gestört und grasten weiter ohne den Kopf zu heben.
Diese eine Minute blieb auch der einzige Halt im Tal vor dem Parkplatz des Cotopaxi. Die wenigen Fotos, die wir aus dem fahrenden Auto zustande brachten waren fast ausnahmslos verwackelt. Für uns als Landschaftsfotografie-Liebhaber war die Tour schon zu diesem Zeitpunkt sehr frustrierend.
Die Besteigung des Cotopaxi
Der Parkplatz des Cotopaxi auf dem wir parkten liegt auf etwa 4.500 Metern. Wikipedia spricht davon, dass der Vulkan Cotopaxi bis zu einer Höhe von 4.658 Metern befahrbar sei.
Beim Aussteigen wurde schnell klar, dass Max erneut Probleme mit der Höhe hat und daher nicht weiter bis zur Schutzhütte kommen kann. Daher blieb er beim Wagen. Die restliche Gruppe setzte sich nun zur Hütte in Bewegung. Der Regen hatte sich auf dieser Höhe in Schnee verwandelt, der ungnädig auf uns herabfiel. Lediglich Paulina unser Guide freute sich über den Schnee. Selbst für den Cotopaxi ist Schnee wohl ein recht seltenes Phänomen in Ecuador – noch dazu Ende Mai. Pachamama meinte es heute wohl besonders gut, oder auch besonders schlecht mit uns.
Der Weg auf den Berg schlängelte sich durch braune Vulkanasche, die an manchen Stellen auch vom enthaltenen Eisen rötlich verfärbt war. Vegetation gibt es oberhalb des Parkplatzes nur noch äußerst spärlich.
Durch den Schnee und die Wolken hatten wir keinerlei Aussicht während des Aufstiegs. Max, der seine Drohne mit im Bus behalten hatte spähte, ob sich nicht doch noch ein Wolkenloch auftun würde, doch wir hatten Pech.
Entsprechend war der Aufstieg ähnlich wie eine Mondwanderung oder auch ein Spaziergang auf dem Mars. Die meisten aus der Gruppe keuchten ordentlich beim Aufstieg. Ob ich inzwischen gut genug akklimatisiert war, der Cocatee half oder dafür sorgte, dass ich einen grandiosen Placeboeffekt hatte, weiß ich nicht, aber ich empfand den Aufstieg nicht als anspruchsvoll. Nach ungefähr zwanzig Minuten machten wir eine kurze Pause, weiter zwanzig Minuten später waren wir bereits an der Schutzhütte.
Die Jose Ribas Schutzhütte auf dem Cotopaxi
Die Jose Ribas Schutzhütte liegt auf 4864 Metern auf dem Cotopaxi. Der Ausblick von hier ist bestimmt grandios, leider habe ich davon nichts gesehen. Die Hütte wird entweder von Tagestouristen wie uns besucht, dient aber auch als Basis für Bergsteiger, die zum Gipfel des Cotopaxi aufsteigen. Diese übernachten hier und brechen kurz nach Mitternacht zu dem 8-9-stündigen Aufstieg auf.
Die Tour gilt zwar als vergleichbar leicht und ungefährlich, doch ist sie sicherlich allein schon wegen der Höhe des Gipfels von fast 6000 Meter nur für Profis geeignet, die sich vorher ausgiebig akklimatisiert haben. Seit Max die Höhenkrankheit hatte und wir auch beim Tauchschein viel über die Wirkung von Druck auf den Körper gelernt haben, haben wir sehr viel Respekt vor dem Gebirge bekommen und arbeiten uns nun lieber sehr langsam nach oben. Das Problem bei der Höhe ist kurzgesagt, dass der Druck so niedrig ist, dass der Sauerstoff nicht mehr in den Kapillaren der Lunge ankommt und daher nicht bis ins Blut kommt. Man erstickt quasi, während man atmet.
Doch auch für Tagestouristen hat die Hütte viel zu bieten. Der Kakao hier ist außerordentlich gut. Es gibt auch hier Cocatee und belegte Brötchen. Tee und Kakao kosten je 2,50$. Außerdem kann wer will einen Stempel in seinen Reisepass bekommen, als Bestätigung dass er hier war. Max und ich hatten den Reisepass extra mitgenommen, doch ich hatte meine Pass dummerweise bei Max im Tal vergessen. Ich bekam als kleinen Trost den Stempel auf ein Blatt Papier.
Einen Kakao, einen Cocatee und einige Fotos am Schild vor der Schutzhütte später ging die Wanderung bereits wieder zurück zum Parkplatz. Die letzten aus der Gruppe trafen übrigens erst über zwanzig Minuten nach mir und Paulina auf der Schutzhütte ein. Hier merkt man eben doch, wie gut jemand an die Höhe gewöhnt ist.
Der Abstieg vom Cotopaxi
Für den Abstieg nahmen wir eine etwas kürzere und dafür steilere Route. Da das Material des Weges etwas lose ist, ist es wichtig die Hacken beim Auftreten kräftig in den Boden zu rammen und das Bein durchzustrecken, um sich nicht aus Versehen das Knie zu verdrehen. Obwohl Paulina erklärt hatte, dass der Cotopaxi oft in einer Stunde alle vier Jahreszeiten durchmacht, bleib er bei unserer Wanderung die zwei Stunden für den Aufstieg, den Aufenthalt auf der Hütte und dem Abstieg stur auf Winter.
Zurück am Bus kehrten wir unsere Schuhe ab und lehrten die Ascha aus, dann ging es auch schon wieder weiter.
Die Laguna Limpiopungo
Der nächste Halt war die Laguna Limpiopungo. Die Lagune ist nicht sehr groß und relativ flach. Mit etwas Glück kann man hier gut Vögel beobachten. Als wir ankamen regnete es. Wir machten unmotiviert ein paar Bildern von den Wasservögeln dort und fragten uns, warum diese doch recht unansehnliche Lagune angesteuert wurde. Erst im Nachhinein sahen wir im Internet, dass sie direkt zu Füßen des Cotopaxi liegt und bei gutem Wetter grandiose Fotos erlaubt mit Spiegelungen des verschneiten Gipfels im Wasser. Doch bei unserem Besuch war der Cotopaxi so wolkenverhangen, dass wir ihn nicht einmal am Rand der Lagune erahnen konnten.
Mittagessen bei der Cotopaxi-Tour und Rückfahrt nach Quito
Damit endete unsere Tour auch bereits wieder. Wir fuhren wieder an einigen Pferden vorbei und durch die blühende Hochebene, ohne eine Chance zu haben sie zu fotografieren.
Es ging wiederum zurück zu der Ecolodge. Zum Mittagessen gab es Lasagne, für mich vegetarisch. Wir plauderten noch etwas mit dem Rest der Truppe. Eine Mitreisende war schon viermal im Cotopaxi Nationalpark gewesen und zeigte uns einige beeindruckende Bilder vom Berg und den Pferden. Dann wurde jedoch bereits wieder zum Aufbruch geblasen und es ging zurück nach Quito.
Obwohl wir die letzte Station waren die angefahren wurde, standen wir bereits kurz nach 17:00 Uhr wieder an der Bushaltestelle, wo man uns morgens abgeholt hatte. Auf der Website war die Tourdauer bis 19:00 Uhr angegeben.
Fazit Cotopaxi-Tour
Wir hatten Pech mit unserem Touranbieter. Die Guides waren alle super nett und sehr kompetent. Doch die Tour war zwei Stunden kürzer als auf der Website beschrieben. Zusammen mit der Anfahrt war es eher eine Halbtagestour. Außerdem ärgern wir uns sehr, dass wir nicht mehr vom Nationalpark sehen konnten. Insgesamt kamen wir uns die komplette Zeit sehr gehetzt vor. Hätten wir die beiden Stunden mehr noch gehabt, hätte uns die Tour vermutlich besser gefallen. Außerdem hatte wir Pech mit dem Wetter. Bei besserem Wetter wäre generell die Stimmung sicherlich besser gewesen. Außerdem sind wir traurig kein Bild vom Berg zu haben. Erst heute, rund drei Tage später, sahen wir von einer Aussichtsfläche am Pichincha aus den Cotopaxi zum ersten Mal. Fünf Minuten zeigte er sich ohne Wolken, dann hüllte er sich bereits wieder ein.
Cotopaxi Tour – was mitnehmen?
- Feste Schuhe mit Profil: Die Asche ist relativ lose so dass man leicht rutschen kann
- Regenjacke, Hoody, Mütze, Handschuhe: Das Wetter auf fast 5000 Metern ist nicht nur kalt, sondern auch unberechenbar. Rüstet euch daher für Temperaturen bis zum Gefrierpunkt, strahlenden Sonnenschein und auch für Starkregen.
- Sonnenbrille und Sonnencreme: Egal ob das Wetter gut ist oder fürchterlich, Höhensonne ist sehr aggressiv
- Wasser: Je nach Wetter und Konstitution ungefähr 1,5-2 Liter pro Person.
- Geld: Sowohl auf der Hütte als auch am Kiosk im Tal hat man die Möglichkeit Tee, Kakao und Snack zu kaufen.
- Reisepass: Wenn ihr darin einen Stempel von der Hütte haben wollt.
- Kamera: Vielleicht habt ihr ja mehr Glück mit dem Wetter als wir und könnt tolle Bilder machen