Datum: 08.11.2018 | Ort: Cancun
„Ich kann keine Eier mehr sehen“
Der Tag beginnt mit dem exakt gleichen Frühstück wie der Tag davor – also zumindest der Auswahl nach. Ich hole mir verdrießlich ein bisschen was von diesen Schoko-Puffreis-Frühstücksflocken und finde sie grässlich. Dazu gibt es das obligatorische Omelett. Ich kann langsam keine Eier mehr sehen.
Fitnesstracker auf Kuba
Danach arbeiten wir ein wenig. Außerdem aktualisiere ich meinen Fitnesstracker – Jetzt wo ich endlich wieder Internet am PC habe. Dabei muss ich feststellen, dass alle Daten von Kuba weg sind, weil sie offline nicht von der Uhr synchronisiert wurden. Ich bin ziemlich frustriert – Immerhin war der letzte Monat einer der aktivsten meines Lebens. Es ist nicht so, dass ich mich übermäßig daran aufhängen würde, was das Ding an meinem Handgelenk aufzeichnet, aber wenn schon Aufzeichnung, dann doch bitte auch dann wenn ich schon mal aktiv bin. Ich fühle mich von der Technik gedisst.
Die verschiedenen Charaktere am Pool
Nach dieser demotivierenden Erkenntnis gehen wir auf das Dach an den Pool. Max planscht, ich schreibe am Beckenrand noch ein bisschen weiter Tagebuch. Mit am Pool liegen zwei ältere Damen, die auf den ersten Blick so gar nicht in ein hippes Hostel zu passen scheinen, aber sich offenbar pudelwohl fühlen.
Dann kommt ein junger Kerl, Australier schätze ich, und richtet sich am Pool ein. Zu seiner Ausstattung gehört auch eine tragbare Musikbox die er dann auch voll aufdreht. Das Problem dabei ist, dass das Hostel den Pool bereits in voller Lauststärke beschallt. Nun auch er – mit anderer Musik. Bei mir kommt nur noch ein ohrenbetäubendes Tonkuddelmuddel an. Ich packe meinen bösen Blick aus und starre den Typen so lange an, bis er seine Box leiser dreht. Passivaggresiv kann ich.
Busfahren in Cancun
Am frühen Nachmittag gehen wir zum Bus. Die Buslinie B1 kommt unweit unseres Hotels vorbei und fährt in die Partymeile und zurück. Die Busse fahren ungefähr im 5-Minuten-Takt. Der Busfahrer ist total nett und wartet extra noch ein paar Sekunden auf uns. Die Fahrt kostet 12 Pesos. Im Internet hatte ich etwas von 9 Pesos gelesen. Bei einem derzeitigen Wechselkurs Euro zu Pesso von 1:22 können wir die Differenz verschmerzen.
Der Bus ist nicht mehr der jüngste und würde auch auf Kuba nicht auffallen. Er ruckelt extrem laut. Vor allem seine Fenster klappern so laut, dass wir uns nicht mehr unterhalten können. Trotzdem kommen wir sehr einfach in die Hotelzone und das ist wirklich praktisch.
Die Partymeile von Cancun
Bereits als wir aussteigen, komme ich mir ein bisschen vor wie am Jahrmarkt. Überall sind Lokale mit bunter Aufmachung, aus allen Ecken kommt laute Musik, verkleidete Leute laufen herum und irgendwelche anderen Leute wollen einen Sachen andrehen. Dazu gehört Tickets für die Disco Coco Bongo, Ausflüge, Essen, Cocktails, Souvenirs, Gras und am Abend auch Kokain. An der Hauptstraße steht die Militärpolizei mit einem Pickup Truck und MGs.
Der Mandala Beach
Wir laufen ein bisschen herum und schauen uns um. Neben einem Club kann man an den Strand gehen. Wir laufen hin. Es ist ziemlich voll, aber der Strand ist extrem weiß, das Wasser sehr blau und man hat einen tollen Blick auf die Uferpromenade. Nicht allzu weit weg ist ein etwas höherer Felsen. Da muss ich hin, um Fotos zu machen. Max dackelt mir sehr bedacht darauf keinen Sand in die Schuhe zu bekommen hinterher. Ich finde den Sand weniger tragisch und hopse vergnügt herum.
Am Strand steht ein Wachmann mit MG. Ich finde das ein wenig seltsam. Kurz nachdem wir an ihm vorbeilaufen, geht er ebenfalls los und folgt uns in einigem Abstand. Ich hopse ein bisschen schneller. Er schaut zwar nur gelegentlich in unsere Richtung, aber ich komme mir trotzdem ganz fürchterlich verfolgt vor. Max erklärt, dass er sich mit all diesem Sicherheitspersonal sehr sicher fühlt. Ich würde mich sicherer fühlen ohne Menschen mit Maschinengewehren am Strand. Als wir den Felsen erreichen, geht der Wachmann weiter und ich verliere ihn aus den Augen.
Auf dem Felsen ist die Aussicht noch besser. Die Sonne steht schon sehr tief. Um uns herum sitzen einige Pärchen und Typen mit Bierdosen. Wirklich romantisch ist es nicht, darum hab ich jetzt auch kein schlechtes Gewissen zwischen diesen Leuten ungeniert Selfies zu knipsen. Ich sehe ein bisschen zerzaust aus.
Wir gehen zurück, leeren unsere Schuhe aus und laufen weiter. Auf dem Weg stehen noch mehr Leute, die uns Zeug aufschwatzen wollen. Viele drücken uns ungefragt und gegen unseren Willen Flyer in die Hand. Wären wir nicht bereits fast einen Monat in Kuba gewesen, wäre ich jetzt vielleicht etwas entnervt. So bin ich froh, dass sie mir wenigstens unterschiedliche Dinge andrehen wollen, also Disco, Taxi, oder Koks und nicht ein Fahrrad, ein Pferd und ein Taxi gleichzeitig.
Eindrücke aus der Hotelzone
Die Sonne geht unter und wir verlassen das Discoeck. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Cancun hatten wir ein Riesenrad gesehen. Das wollen wir uns nun näher ansehen. Auf der Seite der Lagune führt ein breiter Gehsteig an der Straße entlang. Die Straße ist vielbefahren und dadurch relativ laut. Gelegentlich rauscht ein alter Bus an uns vorbei und der Fahrtwind lässt meine Haare noch ein Stück mehr abstehen.
Alle hundert Meter ist ein Schild am Wegrand, das vor den Krokodilen in der Lagune warnt. Amerikanische Flusskrokodile sollen es sein, die sind noch größer als das kubanische Krokodil. Der Fußweg ist einen Meter breit, danach kommt Gestrüpp und dann die Lagune. Ich bin mir ziemlich sicher: Wenn ich in dieser Lagune oder dem Grünstreifen ein Krokodil auf mich zukommen sehe, springe ich vor Schreck vor einen Bus.
Vor uns sehen wir plötzlich einen Shrimpladen, dessen Name von Forest Gump inspiriert ist. Er hat einen eigenen Merchandise-Shop dabei. Wenig weiter kommt ein Steakhouse, in dessen Nebenzimmer auf unzähligen Fernsehern alle möglichen aktuellen Fußballspiele übertragen werden.
Daneben ist die Flamingomall, ein kleines Einkaufszentrum, das nur aus Souvenirshops besteht, die alle den gleichen Tand anbieten. Außerdem gibt es einen Autoverleih und eine Apotheke. In der Apotheke gibt es auch Alkohol, Sombreros, Handtaschen und T-Shirts.
Wir sind so ziemlich die einzigen Touristen in der Mall. Die Verkäufer sitzen friedlich vor ihren Läden, dösen, schauen ihren spielenden Kindern zu oder lesen auf dem Handy. Als wir kommen, schrecken alle auf und versuchen uns zu überreden in ihr Läden zu gehen. Ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen die Ruhe hier zu stören.
Das Einkaufszentrum Plaza la Isla
Ein gutes Stück weiter kommen wir an eine Mall mit einem ganz anderen Format. Hier gibt es Gucci, Prada und Rolex. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Läden wie Under Armour und H&M. Dazwischen bieten Stände Henna-Tattoos und Flechtfrisuren an.
An einem anderen Stand versuchen sie Lockenstäbe und Glätteisen zu verkaufen. Als die Verkäuferin meine Haare sieht ist sie Feuer und Flamme mir das Glätteisen vorführen zu wollen. Ich flüchte. Ich weiß ja dass sie heute etwas widerspenstig sind, aber ich will die gar nicht glatt!
Wir laufen an dem Kanal in der Mitte der Mall entlang. auf einmal hält Max inne. In aller Ruhe schwimmt ein zwei Meter langes Krokodil an uns vorbei. Ich bin froh dass es hier einen Zaun und keine Busse gibt.
In dieser Mall fällt uns eine Sache auf, die wir bereits bei den Discos bemerkt hatten: Essen ist hier wahnsinnig teuer. Ein Taco der gegenüber unseres Hostels 22 Pesos kostet, kostet hier 122 Pesos. Es ist so teuer, dass wir gar keine Lust haben hier Abendzuessen. Wir beschließen uns eine Kleinigkeit bei einer Fastfoodkette zu holen und später mehr beim Tacoladen neben dem Hostel zu essen.
Fastfood mit Soße
Was bei der Fastfoodkette auffällt (okay es ist Mc Donalds): Es gibt hier mehr Soßen. Neben Ketchup und Mayonnaise (die leer ist), gibt es auch eine Art Chipottle Sauce, eine Soße die leicht scharf und nach Essiggurken schmeckt, sowie eine rote Chillisauce, die höllisch scharf ist. Außerdem stehen bei den Angeboten über dem Tresen auch direkt Kalorienangaben dabei. Wir sind, obwohl der Laden recht voll ist, im Moment die dünnsten Kunden.
Nachdem wir einige Zeit durch die Mall gelaufen sind, machen wir uns auf den Rückweg. Die Temperatur ist gerade recht angenehm, daher beschließen wir noch ein Stück zu laufen. Wir kommen an vielen Hotels vorbei, eines davon wird gerade neu gebaut. Spaßeshalber schauen wir uns die Preise für Weihnachten an, da wir da noch keine Pläne haben und sie sind alle ganz grässlich teuer. Auf dem Rückweg kommen wir nochmals durch die Partymeile, die irgendwie nachts noch stressiger wirkt.
Gin in Mexico
Dann kommen wir in eine Art Innenstadt für Touristen. Dort gibt es auch einen riesigen Supermarkt. Ich habe Durst, also gehen wir hinein, um Wasser zu kaufen. Max ist etwas enttäuscht, dass der Supermarkt so wenig Gin und Tonic Water hat. Anscheinend ist dieser Trend hier noch nicht so angekommen. Der Gin, den sie haben ist dafür sehr günstig.
Wir nehmen den Bus zurück. er ist deutlich voller als auf dem Herweg, aber nicht so voll, wie die Busse, die wir zum Schichtwechsel vor der Baustelle des Hotels gesehen hatten. Nach einer relativ langen und häuprigen Fahrt kommen wir wieder bei unserer Haltestelle an. Eine Anzeigetafel vor einem Laden verrät, dass wir gerade noch 30° C haben.
Poke Bowl in Cancun
Als wir bei dem Tacorestaurant bei unserem Hotel ankommen ist der voll. Richtig voll. Wir drehen enttäuscht um und gehen auf gut Glück in einen anderen Laden. Innen ist er voll, aber auf der Terrasse sind wir die einzigen Gäste. Mir ist nicht so wirklich auf Anhieb klar, was dieser Laden verkauft.
Der Kellner kommt und bringt eine Speisekarte. Er spricht zum Glück englisch und klärt uns auf. Es gibt hier eine Art Budda Bowls, also Schüsseln mit verschiedenen asiatischen Zutaten, eine Art warmer, gesunder Salat. Es gibt Standartmischungen, man kann sich die Zutaten aber auch selbst mischen. Es steht zwar kein vegetarische Mischung auf der Karte, aber er erklärt sie hätten auch Tofu.
Ich bin extrem angetan, Max auch. Als unsere Schüsseln kommen sind wir noch mehr angetan. Ich habe eine Mischung aus Reis, Tempura, Avocado, Tofu, Wakame und Gurken und die ist sehr lecker. Max erklärt bei seinem Essen begeistert, es sei das beste Essen, das wir bislang auf unserer Weltreise gehabt hätten. Er sagt das jede Woche mindestens einmal, daher verliert diese Aussage inzwischen ein wenig an Bedeutsamkeit, aber ich muss ihm zustimmen, dass es sehr lecker ist.
Polizeieinsatz vor dem Hostel
Zurück im Hotel stellen wir fest, dass das Wasser alle ist. Max bietet an kurz neues zu holen. Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits mit einem Bein unter der Dusche bin, gehe ich ausnahmsweise nicht mit. Als er ein paar Minuten später zurückkommt berichtet er, dass gerade sechs Militärpolizisten mit MGs einen Motorradfahrer vor der Tür des Hostels verhaften. Das ist ein bisschen gruselig.