Datum: Samstag 05.01.2019 | Ort: Bacalar & Playa del Carmen
Schlaflos in Bacalar
Der Tag beginnt in der Früh um 4 mit ein paar angetrunkenen Briten, die sich einen halbe Stunde auf dem Gang über zwei Stockwerke hinweg unterhalten. Hätte ich dazu nicht aufstehen und mich anziehen müssen, dann hätten die aber was erleben können.
So liege ich einfach nur wach im Bett und verfluche diese Leute und das hellhörige Hotel. Einige Zeit später beginnt wieder der Hahn pflichtbewusst zu krähen und irgendwann wacht ein Kind auf und schreit. Als unser Wecker klingelt fühle ich mich bereits so gerädert, dass ich mich am liebsten wieder hinlegen und den Tag und die folgende Nacht verschlafen würde.
Doch es hilft ja nichts, ich muss ja irgendwie wieder an mein Handy kommen. Max mach in der Früh noch pflichtbewusst seinen Morgensport, ich schäle mich nach und nach aus dem Bett und in die Klamotten, die ich mir zum Glück am Vorabend schon vorbereitet habe.
Auf zum Bus
Die Sonne geht gerade erst auf, als wir zur Bushaltestelle laufen. Der Ort schläft noch. Auf den Gehsteigen liegen dösende Hunde, die Häuser sind noch dunkel und die Geschäfte sind noch geschlossen. Es ist recht kalt. Ich bin froh meine Jacke anzuhaben. Max fröstelt in seinem Shirt.
An der Bushaltestelle haben sich bereits einige Leute versammelt. Nach und nach trudeln immer mehr ein. Wir sind noch etwas zu früh und setzen uns auf den Randstein.
Ein schwarzer Hund, der anscheinend zu einer der Familien gehört, kommt zu uns und lässt sich knuddeln. Es dauert nicht lange da klettert er plötzlich auf meinen Schoß. Generell wäre das ja nicht so schlimm, allerdings ist er ziemlich groß und hat dreckige Pfoten. Ich schubse ihn herunter. Eine der Frauen, zu denen der Hund zu gehören scheint, kommt zu mir um mir Beistand zu leisten und gibt dem Hund einen Klaps. Der Hund ist davon wenig beeindruckt und klettert auf Max Schoß. Der ist davon noch weniger begeistert. Also stellen wir uns lieber hin und ich streichle den Hund ein wenig nebenbei. Er klappert noch ein paar andere Touristen ab und holt sich dort Streicheleinheiten, dann flackt er sich in Mitten der wartenden Leute auf den Boden und döst ein.
Mit ADO nach Playa del Carmen
Mein Bus kommt mit einigen Minuten Verspätung. Max gibt mir einen Abschiedskuss, einige gut gemeinte Ermahnungen auf mich aufzupassen und verspricht nochmals mich abends abzuholen. Dann steige ich in den Bus und bin ab jetzt auf mich alleine gestellt.
Der Bus ist bereits relativ voll. Vermutlich startete er bereits am frühen Morgen in Chetumal. Die meisten im Bus schlafen.
Ich setze mich auf meinen Platz. Kurz darauf kommt ein deutsches Pärchen und fragt ob ich mit einem von ihnen Platz tauschen würde, damit sie zusammen sitzen können. Also stehe ich wieder auf, überlasse ihnen meinen schönen Fensterplatz und setze mich an einen Gangplatz einige Reihen weiter. Die Dame neben mir döst. Die Fernsehr sind noch aus, die Vorhänge sind zugezogen und schnell wir die Fahrt sehr eintönig. Ich spiele ein wenig auf meinem Handy, doch davon wird mir schlecht. Daher packe ich meine Reisedecke aus, lehne mich in meinem Sitz zurück und versuche auch ein wenig zu dösen.
Gerade als ich etwas zur Ruhe gekommen bin, geht der Fernsehr im Bus nun doch an. Es läuft B-Max, ein Disneyfilmüber einen Jungen und seinen Roboter. Ich habe ihn vor einigen Jahren bereits einmal gesehen und die schemenhafte Erinnerung reicht gut aus um auch auf Spanisch ungefähr mitzukommen. Fünf Minuten vor Ende erreichen wir Tulum und der Fernsehr get aus. Als er wieder angeht ist der Film vorbei. Das Happy End wurde übersprungen. Es folgt eine Sendung über einen Magier, der irgendwelche Kartentricks zeigt und die Gleiche Folge How I Met Your Mother wie auf meiner letzten Fahrt.
Rucksäcke ne, aber Taschen sind okay?
Dann erreiche ich Play del Carmen. Ich brauch kurz um mich zu orientieren und laufe zielstrebig zu dem Supermarkt, in dem wie die letzten Tage eingekauft hatten. Als ich ihn betreten will, weist mich der Wachmann freundlich darauf hin, dass ich meinen Rucksack nicht mit hinnein nehmen darf. Meine Handtasche war seltsamerweise nie ein Problem gewesen, obwohl sie die gleiche Größe hatte. Ich bin genervt und anstatt meinen Rucksack zur Aufbewahrung abzugeben gehe ich wieder. Ich lasse heute Nichts in Playa del Carmen liegen – Nicht einmal eine Sekunde.
Mein schöner Plan, mich mit einem Mitbringsel für das Aufbewahren meines Handys zu bedanken ist nun leider dahin und ich muss noch einen Umweg zum nächsten Seven-Eleven und Oxxo machen. Eigentlich wollte ich unserem Host ja Pralinen besorgen. So wird es ein Sixpack Bier. Ein anderer Kunde im Laden berät mich freundlicherweise, welches Bier gut ist. Ich bin ein bisschen stolz, dass ich diese Unterhaltung auf spanisch hinbekommen habe.
Ich bekomme mein Handy wieder
Langsam meldet sich allerdings die Müdigkeit. Als ich schließlich mein Handy abhole bin ich bereits komplett durch den Wind. Unserem Airbnb Host ist es dann auch noch furchtbar unangenehm, dass ich ihm etwas mitbringe. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, dafür zu sorgen, dass ich mein Handy zurück bekomme. Eigentlich wollte ich ihm noch etwas Geld extra geben, doch das lehnt er patu ab und lädt mich stattdessen ein ein Bier mit ihm zu trinken. Allerdings mag ich kein Bier und habe inzwischen wahnsinnig Hunger. Also verabschiede ich mich nach wenigen Minuten. So richtig zufrieden ist nun keiner von uns mit der Situation, aber ich habe mein Handy wieder und das ist schon mal ein Fortschritt.
Das Alleinsein ist ungewohnt
Nachdem ich nun seit drei Monaten zum ersten Mal alleine mittagesse bin ich etwas ratlos, wohin ich gehen soll. Es wird ein Salat im Lokal vor dem ich zufällig gerade stehe. Den hatte ich schon einmal und daher ist er eine sichere Lösung. Ich bin zu müde für Experimente.
Nach dem Essen habe ich noch immer drei Stunden Zeit, bis mein Bus zurück nach Bacalar fährt. Der Smoothie, den ich vor ein paar Tagen hatte war gut und günstig. Er ist zwar ein gutes Stück entfernt, aber ich habe nichts besseres zu tun. Also laufe ich los und hole mir einen. Dann laufe ich zurück an den Strand und setze mich an einen Steg und schaue ein wenig dem Treiben zu.
Doch das Zuschauen macht mich noch müder, Internet habe ich hier nicht und es ziehen Wolken auf. Daher gehe ich langsam los zur Busstation. Beinahe anderthalb Stunden bevor der Bus fahren soll bin ich da. Das ist auch gut so, denn wenig später geht ein Wolkenbruch über der Stadt nieder.
Busverspätung bei ADO
Ich sitze sehr hibbelig herum, um nicht aus versehen einzudösen und aus Angst meinen Bus zu verpassen. Normalerweise ist Max der von uns, der sich so Sorgen macht, dass er alle drei Minuten das Buspersonal fragt, ob der Bus schon da ist. Irgendwie habe ich mich so daran gewöhnt, dass ich heute die Rolle eins zu eins übernehme.
Doch der Bus kommt und kommt nicht.Die Abfahrtszeit verstreicht – ich stehe gespannt wie ein Bogen vor der Absperrung und linse die Busreihe entlang. Die Dame der Security meint er ist noch nicht da, sollte aber gleich kommen. Zehn Minuten verstreichen und die Dame der Security verschwindet. Der Mann vom Gepäck meint der Bus ist noch nicht da, sollte aber gleich kommen. Es verstreichen weitere zehn Minuten und der Herr vom Gepäck verschwindet. Sie wisse jetzt auch nicht so genau wo der Bus abgeblieben ist, erklärt die Frau vom Informationstisch. Weiter zehn Minuten vergehen und auch sie verschwindet. Ja er warte auch auf den Bus nach Bacalar, erklärt der Mann, der neben mir in der Halle steht. Es vergehen weiter zehn Minuten – und dann gleich noch einmal zehn. Dann kommt endlich der Bus. Mit fast einer Stunde Verspätung fährt der Bus endlich ab.
Eine wenig emanzipierte Rückfahrt mit ADO nach Bacalar
Ich bin mit den Nerven am Ende. Im Bus läuft zum Glück eine Verfilmung von Cinderella, die ist Gut für die Nerven – Wobei ich mich schon wieder darüber aufregen könnte, dass die Cinderella als nur hübsch, naiv und ein bisschen doof dargestellt wird und ihren Prinzen so doof anschmachtet. Kann die nicht etwas emanzipierter sein? Es folgt ein Liebesfilm über Freundschaft plus. Auch die Protagonistin ist so verdammt gefühlsduselig. Es folgt mal wieder die Abba-Verfilmung Mama Mia und da warten alle Damen auch nur darauf endlich geheiratet und gerettet zu werden.
Kurzgesagt ist die Fahrt recht entspannt, bis mein Handy feststellt, dass etwas mehr Akku ganz geil wäre. Da stelle ich fest, dass ich gestern das falsche Ladekabel eingepackt habe.
Zum Glück habe ich jetzt wieder zwei Handy. Das Ersatzhandy hat zwar kein Internet, aber um alle drei Minuten zu prüfen, wo ich gerade bin, reicht ja auch GPS. Auf glühenden Kohlen warte ich darauf endlich wieder in Bacalar bei Max zu sein.
Plötzlich hält der Bus an, der Fahrer steigt aus, das Licht im Bus bleibt an, der Fernsehr läuft weiter. Nervös prüfen die Passagiere die Location auf ihrem GPS und sehen sich ratlos an. Aus dem Fenster heraus, kann ich einen Essensstand sehen. Der Fahrer ratscht dort mit ein paar Männern. Pause fürs Abendessen also. Nach einer viertel Stunde fahren wir schließlich weiter. Wir haben inzwischen so viel Verspätung, dass es darauf auch nicht mehr ankommt.
Kurz vor Bacalar sage ich Max Bescheid und als ich aus dem Bus aussteige, kommt er gerade über die Straße auf mich zu. Ich schließe ihn erleichtert in meine Arme und die Anspannung, die mich den ganzen Tag begleitet hat, lässt langsam nach. Ich glaube zum alleine Reisen bin ich einfach nicht der Typ.
Wir essen noch kurz zu Abend, dann gehen wir zurück ins Hotel und mir fallen die Augen zu, kaum bin ich im Bett aufgeschlagen.