Datum: 13.10.2018 | Ort: Varadero
An Tag vier werde ich pünktlich um 8:00 deutscher Zeit wach – also 2 Uhr nachts in Kuba. Mit Solitär, Bubbleshootern und dösen vertreibe ich mir die Zeit bis ich es um 6 Uhr nicht mehr im Bett aushalte. Max ist bereits ebenso putzmunter wie ich.
Also machen wir einen kleinen Spaziergang über die Wiese unweit des Hauses, überqueren die Schnellstraße und setzen uns auf der anderen Seite an die Böschung. Ich finde einen Sonnenaufgang mit seinem Partner anzusehen eine ganz vortreffliche Art einen Tag zu beginnen.
Panoramic Bus Tour und Varadero Beach Tour: Teil 1
Um kurz vor neun laufen wir zur Bushaltestelle. Für heute haben wir uns einen Programmpunkt vorgenommen, auf den ich mich ganz besonders freue – Der Nationalpark von Varadero.
Der Bus kommt bereits nach fünf Minuten. Allerdings nicht der Bus der Varadero Beach Tour den wir erwartet hatten, sondern ein Bus der Panoramic Bus Tour. Wir sind verwirrt, steigen aber dennoch ein und zahlen je Person 5 CUC.
Wir sitzen oben im ersten Stock des Busses, ein Dach gibt es nicht. Ein Stuhl vor uns hängt komplett schräg in der Verankerung. Das Sonnendach des Aufgangs ist defekt. Insgesamt wirkt der ganze Bus innen irgendwie ungepflegt. Dennoch ist der Bus sicherlich deutlich moderner und besser in Stand, als die meisten Busse, die ich in den letzten Tagen hier für Einheimische gesehen habe. Die Fahrt ist gemütlich. Man kann die Gegend ansehen und hat einen schönen Blick aufs Meer. Je weiter wir jedoch aus Varadero herauskommen, desto mehr Hotelburgen und toten Beton sehen wir. Ein riesiges Areal wird auch von einem Golfplatz mit akribisch gestutztem Rasen beansprucht.
Der Bus klappert eine Hotelburg nach der anderen ab und sammelt Leute ein. Bei einer Haltestelle klärt sich auch das vermutliche Schicksal des verbeulten Stuhls, als der Bus an den Straßenrand fährt, um weitere Passagiere einzusammeln. Ein massiver Ast, der über die Fahrbahn rag, reicht bis in die beiden Sitzreihen auf der Beifahrerseite. Als der Bus langsam darunter durchfährt, schrammt er geräuschvoll über die Sitze. Mehrere Passagiere können sich gerade noch zur Seite ducken. Nervös und leicht geschockt lachen sie, als sie sich wieder aufrichten. Ich hingegen bin gerade ehrlich erleichtert nicht Zeuge einer Enthauptung geworden zu sein.
Wir fahren weiter auf der Schnellstraße zum nächsten Hotel. Hier gibt es zum Glück keine Bäume am Straßenrand. Der Fahrer hat es eilig. Trotz Sonnenbrille treibt mir der Fahrtwind Staub in die Augen während wir mit circa 70km/h dahinbrausen. Plötzlich liegt das Haarteil einer anderen Passagierin vor meinen Füßen. Ich hebe es auf und stecke es auf eine Rohr, das offen aus dem Sitz vor mir ragt, dort wo die Kopfstütze wohl eigentlich sein sollte. An ein Aufstehen ist bei dem Tempo nicht zu denken. An der nächsten Haltestelle erhält die leicht beschämte Besitzerin es wieder zurück. Als ich sie später am Tag nochmals im Bus sehe, hat sie es noch immer am Kopf.
Im Bus gibt es immer wieder Durchsagen mit den Haltestellen. Diese kommen nicht etwa von Band, nein, sie werden vom Kassierer höchst persönlich gesprochen. In den kratzigen Lautsprechern mit all dem Fahrtwind sind sie allerdings kaum zu verstehen.
Reserve Ecologice Varadero der Hicacos Nationalpark – Ein Erfahrungsbericht
Trotzdem steigen wir am richtigen Ort aus. Ein guter Hinweis ist einerseits der Wald an einer Straßenseite, andererseits ist es eine Station nach der Ambrosios Cave, die im gleichen Gebiet liegt. Ein Haltestellenschild gibt es hier nicht. Der Eingang zum Naturpfad ist unscheinbar. Nur ein Brett mit der Aufschrift Reserve Ecologice (oder so ähnlich) über den Eingang deutet auf diese Attraktion hin. Wir sind die einzigen Touristen die hier aussteigen.
Wir gehen durch den Eingang. Zwei Männer zu unserer rechten plaudern in einem kleinen Häuschen und lassen sich dabei nicht groß von uns stören. Wir laufen zu einigen Informationstafeln auf denen verschiedene Eidechsen, Schlangen und Vögel beschrieben sind. Von einem Besucher-Pfad ist hier nichts zu sehen. Wir gehen zu dem Häuschen und fragen die beiden Männer. Offenbar ist dies die offizielle Kasse. Wir zahlen jeweils 5 CUC, bekommen ein Din A5 großes Papier mit einer stilisierten Karte und der Herr deutet grob Richtung Wald. „No danger, no danger“ gibt er uns zum Abschied ungefragt mit, was mich mehr verunsichert als beruhigt.
Wir gehen nach dem Häuschen weiter und stehen vor einer grünen Wand. Plötzlich geht Max mitten über den Grünstreifen hinter dem Häuschen auf eine Lücke zu, nicht größer als ein Wildwechsel. „Das ist der Weg!“ ruft er mir zu. Im erstem Moment denke ich er will mich verarschen. Ich sehe jedoch keinen anderen Weg und gehe deshalb mit größter Skepsis wenigstens mal gucken. Einen Weg sehe ich noch immer nicht, nur eine Lücke im Gebüsch auf die ein gelber Pfeil zeigt. Vorsichtig tauche ich ein ins Gün. Nach den ersten Metern öffnet sich der Weg, der nicht mehr als ein Trampelpfad ist, etwas weiter, wird jedoch insgesamt selten breiter als einen halben Meter.
Links und rechts von uns ragt eine grüne Wand in den Himmel. Verschiedene Pflanzen, auch baumgroße Kakteen wachsen hier. Kleine Eidechsen der verschiedensten Sorten huschen über den Weg oder hängen an den Ästen der Bäume. Schmetterlinge fliegen durchs Grün und bleiben gelegentlich an Blüten sitzen. In den Ästen sieht man Vögel herumhüpfen oder hört sie von den Wipfeln singen. An einem Baum hängt eine Gruppe von fetten Schmetterlingsraupen mit auffälligem Streifenmuster und schlägt sich den Wanst voll. Max geht einige Schritte voraus. Ich bleibe immer wieder stehen, gucke, staune, bin wie verzaubert.
Da plötzlich ist er da. Aus den Augenwinkeln sehe ich nur eine schnelle Bewegung. Plötzlich schwebt direkt vor mir ein schillernd grüner Kolibri. Er verharrt kaum mehr als eine Armlänge entfernt von mir in der Luft, tanzt elegant eine kleine Pirouette und entschwindet im Wald so schnell wie er gekommen war. Ich starre ihm mit offenem Mund nach, vergesse zu atmen. Es ist der erste Kolibri den ich mit eigenen Augen sehe und er ist wunderschön. Ich verkneife mir ein Freudentränchen. Ich würde mir diesen Moment gerne einrahmen. Ein Foto gibt es aber leider nicht, dafür war der Kleine viel zu fluchs wieder weg.
Der Pfad ist eine Herausforderung, vor allem für das Schuhwerk. Ich mit meinen Turnschuhen tue mich bereits schwer genug, Max, der in Flip Flops unterwegs ist, trägt einige kleinere Blessuren an den Füßen davon. Der komplette Wald besteht aus einem ehemaligen Riff. Das Gestein ist porös bis löchrig und extrem scharfkantig. Teilweise tun sich mitten am Weg Löcher von über einem Meter Tiefe auf. Manche sind gerade groß genug um mit dem Fuß hineinzutreten, andere reichen aus, um hineinzufallen. In einem dieser große Löcher wohnen rote Krabben.
Daneben hängt ein Ast so unglücklich, dass sich Max den Kopf stößt. An einer weiteren Stelle geht der Weg zwischen zwei Gesteinsbrocken hindurch und ist so schmal, das korpulentere Gäste bereits gewisse Probleme bekommen könnten.
Der Wald ist an sich sauber, an ein paar Stellen gibt es auch Mülleimer. Gelegentlich sieht man jedoch trotzdem eine Dose oder eine Tüte in den Löchern im Boden oder im Grün liegen. Trotzdem vergisst man im kompletten Wald nicht, dass man nahe menschlicher Zivilisation ist, denn man hört deutlich den Verkehrslärm der angrenzenden Schnellstraße. Wäre dieser nicht, könnte man tatsächlich meinen an einem ganz anderen Ort gelandet zu sein.
Wir gehen weiter, kommen an Höhlen in die man hinein kann. Sie ist nicht direkt als Teil des Weges ausgeschrieben, aber der Eingang liegt direkt am Weg und man kommt gut hinnein, wen man sich etwas duckt. Der Eingang ist auch ganz gut plattgetreten.
Ich habe eine Taschenlampe dabei, ducke mich vorsichtig in den Höhleneingang uns linse hinnein. Vor mir öffnet sich eine hohe Kuppel im Stein. Durch mehrere Eingänge und Spalten im Gestein dringt diffus Licht herein. Max bleibt draußen zurück. Ich klettere durch den Eingang. Ich bin überrascht etwas gefunden zu haben, bei dem mein Entdeckergeist größer ist als seiner. Vorsichtig leuchte ich um mich herum. Es sind zu meiner Erleichterung keine Schlangen und Skorpione am Boden, keine Bären, Tiger und Frettchen in den Ecken und keine Fledermäuse an der Decke. Ich traue mich also hinnein. Ich kann mir gut vorstellen, wie in dieser spärlich beleuchteten steinernen Kuppel Kinder herumlaufen, Menschen am Boden sitzen und Felle abschaben oder Körbe flechten. Man bekommt einen Eindruck wie die Menschen hier gelebt haben müssen früher. Heute wohnen in der Höhlen noch Schaben. Auch dieses Zivilisationsproblem begann wohl schon sehr früh.
Wir gehen weiter, versuchen Bilder von bunt gesprenkelten Vögeln zu schießen, finden blühende Orchideen und landen bei einigen weiteren Höhlen. Vor einem Überhang steht eine Nummer. Dahinter liegt ein offenes Grab mit einem Skelett. Unser Zettel sagt, dass das Skelett 1985 gefunden wurde und 2000 Jahre alt ist. Der Mann hat keine Nachfahren in der heutigen Bevölkerung Kubas. Ich hoffe sehr, dass dieses einsame Skelett im Wald ein Replikat ist. Irgendwie tut es mir leid, so als Touristenattranktion offen liegen gelassen und der Witterung und Tieren preisgegeben. Andererseits stört es den Kerl wohl jetzt auch nicht mehr.
Ich gehe weiter, beobachte die Vögel, mache Fotos – und laufe mit dem Gesicht voran in ein Tennisschläger großes Spinnennetz. Jetzt bloß keine Panik bekommen, übernimmt meine innere Stimme das Kommando. „Wo ist die Spinne?“ frage ich komplett versteinert. Max nimmt mich in Augenschein. „keine Spinne“ gibt er Entwarnung. Ich atme etwas erleichtert auf, habe aber trotzdem das Gefühl sofort meine Klamotten im Jungel abfackeln zu wollen und meine Haare gleich dazu.
Wir gehen weiter und machen ein paar Videos. Ich finde jede Aufnahme von mir schon fürchterlich, bevor ich sie sehe. Es stimmt wohl, dass man die eigene Stimme auf Aufnahmen prinzipiell grässlich finden muss.
Der Weg ist lang. Er führt vorbei an Mangroven. Zwischen den Mangroven führt ein kleiner Steg hinaus in eine Bucht. Man muss etwas über lockere Steine balancieren, um überhaupt zum Steg zu kommen und der Steg hat immer wieder gemeine Fußangeln. Aber es ist schön hier. Im Wasser schwimmen kleine Fische und springen gelegentlich heraus. Wir setzen uns auf den Steg und schauen ihnen dabei zu.
Wir gehen weiter durch den Urwald. Die Mittagssonne steht jetzt hoch am Himmel, es ist dunstig heiß. „Wie weit ist es denn noch“ fragt Max vor mir. Es ist das exakte Pendant zum ‚Sind wir bald daaaha?‘ das Eltern nur zu gut kennen und fürchten.
Wir kommen an einen Baum – oder einen Kaktus. Die Beiden sind so eng miteinander verschlungen, dass man nicht mehr erkennen kann was zu wem gehört. Er ist groß.
Wir gehen weiter und der Weg hat einen leichten Anstieg. Wir gehen zwischen zwei Büschen durch und stehen plötzlich im Grünstreifen der Schnellstraße. Es gibt keinen richtigen Ausgang, nicht einmal einen richtigen Weg vor zum Gehsteig. Da ist einfach nur ein Loch in der grünen Wand und dann BÄÄÄÄHM Zivilisation.
Wir sehen uns um. Weit und breit ist keine Bushaltestelle zu sehen. Es gibt auch keine Taxibucht. Was es allerdings gibt, ist eine sehr gut ausgebauter Fußweg mit Mamorbänken alle paar hundert Meter. Diesem mangelt es jedoch komplett an Schatten und an Fußgängern. Daneben verläuft eine zwei- bis dreispurige Schnellstraße, auf der fast keine Autos fahren. Das muss der Kommunismus sein, von dem die Leute reden.
In mehrerern Kilometern Entfernung sehen wir einen großen Hotelkomplex. Daher laufen wir los, in der Hoffnung dort eine Bushaltestelle zu finden. Es ist heiß und unser Wasser ist fast zu Ende. Je weiter wir laufen desto mehr frage ich mich wer zur Hölle einen zwei Meter breiten Fußweg irgendwo hier in der Pampa braucht. Nicht mal Fahrradfahrer gibt es hier, um das zu rechtfertigen – Genaugenommen sind wir soweit das Auge reicht überhaupt die einzigen Menschen, die hier herumlaufen.
Panoramic Bus Tour und Varadero Beach Tour: Teil 2
Kaputt und durchgeschwitzt kommen zu einer Bushaltestelle. Nach einigen Minuten hält ein Bus der Varadero Beach Tour. Wir halten ihm unser Ticket unter die Nase – blau-rot, blau grün- egal Hauptsache raus aus der Sonne. Der Fahrer nickt uns zu und wir können einsteigen. Müde lassen wir uns auf zwei Sitze im Bauch des Busses fallen. Es dauert einige Zeit bis unsere Gehirne weit genug abgekühlt sind, um uns zu fragen, ob das Ticket für beide Busse gilt oder es dem Fahrer einfach egal war. Der Bus sieht innen genauso aus, wie der Bus mit dem wir hergefahren sind. Im Boden vor uns klaffen zwei faustgroße Löcher, deren Abdeckungen man einfach zur Seite schieben kann. Es sind wohl irgendwelche Zugänge zur Technik des Busses. An der Wand neben der Klimaanlage sind schwarze Streifen von einer Flüssigkeit, die dort ausgelaufen ist. Aber der Bus fährt und das ist für uns gerade die Hauptsache.
Wir beschließen etwas weiter in die Stadt hinnein zu fahren und uns dort etwas zu trinken zu kaufen. Wir schauen also neugierig aus den Fenstern, während Varadero an uns vorbeigleitet. Plötzlich endet die Stadt. Der Bus fährt noch ein Stück weiter, dreht um und bleibt dann stehen. Alle aussteigen, Endstation, weiter geht es erst in einer Stunde.
Bedröppelt steigen wir aus dem Bus aus. Bei einem Restaurant in der Nähe kaufen wir uns etwas zu trinken. Ratlos überlegen wir, was wir nun tun sollen. Wir sind müde, nicht in Shoppinglaune und eigentlich auch nicht hungrig.
Neben uns lässt ein blau-grüner Bus gerade den Motor an. Kurzentschlossen sprinten wir hin, steigen ein und beschließen nochmals eine Runde mitzufahren.
Wir schauen uns erneut Varadero an, fahren nach der Stadtgrenze an unzähligen Hotelburgen vorbei – die allesamt verlassen wirken – und chillen unser Leben.
Plötzlich kommt Flüssigkeit von oben durchs Fenster. Max reißt erschrocken das Fenster zu. Ein dicker Schwall Flüssigkeit läuft daran hinab. Wir beäugen das Ganze skeptisch. „Dem Geruch nach ist es Rum“ erklärt Max, mein Spirituosen-Experte. Eine Kurve weiter kommt wieder was geflossen. Dann ist anscheinend die Flasche über uns so leer wie ihr Besitzer voll. Kurz darauf steigt ein augenscheinlich angetrunkener junger Herr aus. Erleichtert öffnen wir das Fenster wieder.
Die Fahrt führt vorbei an einer Bettenburg nach der anderen, es ist grässlich. Von der Natur, die wir heute morgen bestaunen durften ist hier nichts mehr übrig. Die Gegend ist kahl bis auf ein paar spärliche bewachsene Wiesen. Manchmal steht auf einer überfluteten Wiese ein Reiher und angelt nach Fröschen. Das ist dann aber auch das höchste der Gefühle. An Schmetterlinge und Kolibris ist hier nicht zu denken. Die eh nur spärlich befahrene Straße wird noch breiter ausgebaut. Wenn man glaubt, dass für dieses bisschen Verkehr noch mehr Straße notwendig ist, hat man offenbar nie die münchner Rush-Hour erlebt.
Wir kommen zurück nach Varadero Stadt. Eine komplette Runde mit dem Bus dauert – Wartezeiten ausgenommen – ca zwei Stunden. Kurz bevor wir aussteigen gehe ich zum Kartenverkäufer am Einstieg des Busses. Ich frage ihn, was es mit den beiden Buslinien auf sich hat. Ich bin überrascht wie gut der Mann englisch spricht – fließend, akzentfrei – das trifft man hier selten. Er erklärt mir, dass die Panoramic Bus Tour und die Varadero Beach Tour früher ein einziges Unternehmen waren, inzwischen aber getrennt sind. Die Route ist jedoch die gleiche, die Tickets gelten für beide Busse und die Busse sind bis auf die Farbe auch identisch. Die Busse wechseln sich von 9-21:30 im 15-Minutentakt ab. Als Fahrgast solle ich die unterschiedlichen Bezeichnungen einfach ignorieren. Ich bin extrem begeistert endlich mal eine wirklich hilfreiche Auskunft zu bekommen und mit einem Menschen hier tatsächlich zu reden.
Nach unserem Ausflug erholen wir uns etwas im Hotel von den Strapazen und duschen den Schweiß und den Dreck unseres Ausfluges ab.
Italienisches Essen in Varadero
Danach gehen wir Abendessen. Eigentlich wollen wir zu dem Lokal von gestern, Max fand das Hühnchen so toll (ob das lebende oder das zubereitete erläutert er nicht genauer). Allerdings ist es ein gutes Stück weg. Als wir am Weg an einem anderen Lokal vorbeikommen und die Speisekarte ansehen, überredet uns der Kellner hereinzukommen.
Das Lokal ist irgendwie urig. Die Mauern sind typisch kubanisch im rustikaler Stein- und Holzoptik. In der Mitte gibt es ein Buntglasfenster mit Fischen, und grüne Ton-Lampen die an Korallen erinnern hängen von der Decke. Die restliche Einrichtung sieht hingegen aus, als hätte jemand eine Roccocco-Pupenstube ausgeräumt: Weiße Tischdecken aus schwerem Damaststoff mit eingewebten Blümchen, Damastservietten in rot, pinke Tischläufer und eine kleine Vase mit Rosen und Schleierkraut zieren die Tische. Die Fenster sind mit lila und rosa Organza-Schals verziert, die von schlecht gebundenen Schleifen zusammengehalten werden. Der Kellner reicht uns freudig die Karte, die vom Stil und der Laminierfolie eher an einen Drive-In-Schnellimbiss erinnert. Der Kellner teilt mir mit, dass ich als vegetarische Option für 5 CUC Ei mit Reis bekommen kann, oder auch Omlet. Auf der Frühstückskarte steht beides je für 1,5 CUC. Ich entdecke auf der Karte jedoch Spagetti mit Tomatensoße und entscheide mich dafür.
Ich habe noch nie eine so große Portion Nudeln bekommen. Ich glaube in der Karte stand etwas von 250g Nudeln und das war es auch mindestens. Sie sind als ein großer Ballen auf dem Teller angeordnet und komplett mit Käse überstreut. Auf den ersten Blick erinnern sie mich optisch etwas an das Gehirn aus meiner Neuroanatomie-Vorlesung. Geschmacklich sind sie aber gut. Die Soße ist nicht wirklich italienisch. Basilikum kennt man hier vermutlich auch nicht. Der Käse ist der gleiche cremige von gestern, mit dem muffigen Nachgeschmack. Aber mit etwas Salz, Pfeffer und Hunger ist das Essen durchaus brauchbar. Es aufzuessen schaffe ich aber trotzdem nicht. Die riesige Portion ist mit unter 2 CUC preislich kaum zu schlagen.
Am Rückweg zur Unterkunft laufen wir den Strand entlang und sehen uns den Sonnenuntergang an. Er ist traumhaft schön. Das rot der untergehenden Sonne strahlt leuchtend über den Umrissen der Palmen, abendlichen Badegäste und in der Ferne den Umrissen von Matanza.