Datum: 02.11.2018 | Ort: Vinales & Havanna
Es geht weiter
Heute geht es nach Havanna. Wir sind beide sehr gespannt und hoffen, dass es nochmals ein Highlight wird. Die Nacht war schwierig, da mich mein Husten nach wie vor plagt.
Noch vor Anbruch der Dunkelheit laufen wir schwer bepackt zur Bushaltestelle. Wir tauschen die Reservierung in Tickets und warten. Nach und nach füllt sich der Gehsteig mit Menschen und Rucksäcken.
Party an der Bushaltestelle
Ein Rudel mit ca 10 Hunden gesellt sich zu uns. Eine kleine Hündin wird anscheinend gerade läufig. Sie wird von einem deutlich größeren Rüden mit struppigem Fell und abgeschnittenen Ohren und Schwanz penetrant verfolgt. Gelegentlich, wenn er ihr zu sehr auf die Pelle rückt, geht sie laut bellend und keifend auf ihn los – zwischen den Beinen der Leute.
Sobald ein Fahrradfahrer vorbeifährt wird er laut angebellt. Teilweise werden auch Fußgänger angebellt. Die Hunde tun nichts, aber sie machen ordentlich Party. Die Stimmung unter den wartenden Menschen kippt schließlich gar gegen die Hunde, als sich ein Rüde zum Rudel gesellt, der ordentlich stinkt. Dem Rudel sind die bösen Blicke jedoch egal und es chillt weiter zwischen den Leuten, bis schließlich der Bus eintrifft.
Gierige Busangestellte und der Partybus
Das Gepäck wird eingeladen. Jeder Passagier wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass ein Trinkgeld für die Gepäckmarke erwartet wird. Als wir dran sind, gibt Max einige Münzen, insgesamt circa 1,5 CUC. Der Typ zieht die Augenbraue hoch, zählt ganz demonstrativ nach und guckt verächtlich. Es ist ungefähr doppelt so viel wie ein Arzt in Kuba pro Tag verdient. Er erbarmt sich dann aber doch, räumt die Taschen in den Bus und gibt uns die Gepäckmarken. Ich könnte mich schon wieder aufregen.
Im Bus läuft das Titellied von Ghostbusters volle Lautstärke. Danach folgt Bon Jovi ‚living on a Prayer‘. Die Erste halbe Stunde feiert der Busfahrer seine 80er und 90er Partyplaylist ab. Kurz nach Tina Turners ‚Private Dancer‘ und ‚Hotel California‘ dreht er die Lautstärke dann jedoch zurück, so dass die Musik im Brummen des Busses untergeht. Als wir in Havanna ankommen läuft leise ‚My Immortal‘ von Evernesence. Anscheinend habe ich mindestens ein Jahrzehnt verpasst.
Die Busfahrt ist kalt. Ich trage eine lange Hose und einen dünnen Flecepulli und bibber vor mich hin. Meinem Husten ist das nicht gerade zuträglich.
Unsere Ankunft in Havanna
Als wir in Havanna ankommen, fragt uns ein Pärchen aus Portugal, ob wir uns das Taxi in die Stadt teilen wollen, der Busbahnhof liegt nämlich ziemlich außerhalb. Gerne sagen wir zu. Bereits beim Aussteigen steht der erste Taxifahrer in der Bustür und quatscht jeden an, der versucht sich an ihm vorbei ins Freie zu quetschen. Ich könnte mich schon wieder aufregen.
Die geteilte Taxifahrt funktioniert gut. Der Portugiese plaudert angeregt mit dem Taxifahrer, seinen Freundin sitzt auf der Rückbank schweigend neben mir, sie spricht kein Englisch.
Unsere Unterkunft finden wir mit Hilfe des Taxifahrers leicht. Als wir ankommen, öffnet uns bereits eine ältere Dame freundlich die Tür. Wir gehen mit ihr eine wahnsinnig lange Treppe nach oben. Dort gibt es einen Lichthof. Vor einer Tür bleibt sie stehen und schaut etwas bedröppelt. Noch nicht frei, gibt sie uns unglücklich zu verstehen. Ob wir um 3 wieder kommen könnten? Undere Backpacks dürfen wir in ihrer Wohnung im gleichen Gebäude stehen lassen. Unsere schwerbeladenen Daybags behalten wir lieber.
Alle Ankunft ist schwer
Wir gehen die super lange Treppe hinab und machen uns auf die Suche nach einem Cafe, in dem wir uns ein bisschen ausruhen könnnen. Wir müssen ein gutes Stück laufen, bis wir eines finden.
Dort bestellen wir Sandwiches und Wasser. Da wir nicht explizit sagen welches Wasser wir wollen (wir werden gefragt still oder mit Sprudel, das beantworten wir) bekommen wir NATÜRLICH das teure importierte Wasser aus Italien. Max könnte sich schon wieder aufregen.
Die Sandwiches kosten so viel wie ein komplettes Essen an allen anderen Orten, in denen wir bisher in Kuba waren, sie schmecken aber wenigstens nach Sandwich und ein paar frittierte Kartoffelscheiben sind auch noch dabei.
Nach dem Essen laufen wir langsam wieder zur Unterkunft. Die Füße tun uns weh, die Rucksäcke sind schwer, wir sind k.o. Es ist zwar erst zwei Uhr, aber wir setzen uns einfach ein bisschen in den Lichthof. Nach ein paar Minuten taucht unsere Gastgeberin auf und erklärt freudig, dass wir bereits ins Zimmer können. Eine viertel Stunde später kommt auch noch der Eigentümer der Wohnung vorbei und gibt uns ein paar Tipps für die Gegend.
Havannas Casas und Straßen
Das Zimmer ist groß und hell. Wir hatten es zum Glück vorab im Internet gebucht. Ein Zimmer auf gut Glück in Havanna zu finden, stelle ich mit äußerst schwierig vor. Es gibt zwar einige Schilder für Casa Particulares, aber sie liegen ziemlich verstreut, so dass man nicht mal schnell zwei, drei ansehen kann.
Nach einer ausgiebigen Dusche stürzen wir uns ins Getümmel von Havanna. Die Straßen sind besser als in Trinidad. Das ist allerdings auch schon das höchste Lob, das man ihnen aussprechen kann. Kaputter Teer, Löcher und Pfützen am Boden machen das Laufen nicht unbedingt einfach. Müllberge an Straßenecken und auch in den Straßen stinken bestialisch. Der Geruch vieler Viertel erinnert mich stark an Jakarta.
Havanna putzt sich heraus
Die bunten Häuser mit den tollen Fassaden, die man von vielen Bildern kennt, die gibt es hier zu Hauf. Dazwischen wuseln dicht gedrängt Menschen umher. Die Touristenviertel sind toll saniert, die Straßen sauber, dazwischen wunderschöne Cafes und Restaurants mit gehobenen Preisen. Am Rande der Touristenviertel und teilweise auch darin wird renoviert. überall wird saniert, entkertn, verutzt und gemauert was das Zeug hält. Wer nun jedoch fürchtet, dass Havanna seienn Charm verlieren könnte, der sei beruhigt, denn außerhalb der Touristenmeile erstrecken sich noch weitere unzählige Straßenzüge, von denen einige als kaum mehr als als Slum bezeichnet werden können. Bis der Bauboom diese erreicht, dürfte es noch etiche Jahre dauern.
Es ist erstaunlich wie schwer in Havanna ein passables Lokal zu finden ist. Die meisten sind entweder echt abgefuckt oder sau teuer – manche auch beides.
Wir landen schließlich in einem altmodischen Lokal mit dunkler Holzaustattung. Am Eingang spielt eine Pianistin. Ich bestelle mir Nudeln mit Gemüsem, Max Paella. Während wir auf das Essen warten setzt sich an den Tisch neben uns eine Gruppe mit Chinesischen Geschäftsmännern. Die Dame am Klavier bekommt unterdess Gesellschaft von zwei Herren mit Gitarren und Rasseln. Gemeinsam legen sie einen ganz ordentlichen Auftritt hin, ich bin beeindruckt.
Eine halbe Stunde später steht die Dame bei uns am Tisch während wir noch essen und versucht uns ihre CD zu verkaufen. Wir geben ihr ein Trinkgeld für ihren Auftritt und sie zieht wenig begeistert wieder ab.
Zum Essen hatte Max sich eine Gin Tonic bestellt. Da ich ihn nicht alleine trinken lassen möchte bestelle ich mir einen Ron Collins, der wohl für Kuba typisch sein soll. Er besteht aus Rum, Limettensaft und Zucker. Ich bin bereits nach einem halben Glas total hacke dicht.