Max und Martina vor der Pyramide von Tikal

Tag 111: Sonnenuntergangs – Tour in Tikal

Datum: Dienstag 29.01.2019 | Ort: Tikal

Heute geht es nach Tikal.

Wir hatten gestern spontan eine Tour nach Tikal gebucht und die Fahrt im Nachtbus nach Antigua in ein paar Tagen gleich dazu.

Nach dem Aufstehen wird erst einmal Max Fuß begutachtet. Seine Zehe hatte am Vorabend weh getan. Wir durchforsten unser Equippment nach etwas brauchbaren und stoßen schließlich auf eine Packung Blasenpflaster. Max hat zwar keine Blase am Fuß, aber die weichen Pflaster federn ja auch Druck ab. Also bekommt er ein Pflaster und sieht wenige Minuten später schon wieder deutlich motivierter aus.

Nun gehen wir erst einmal frühstücken. Es geht spontan in ein nettes kleines Restaurant (davon gibt es hier einige) und ich bestelle ein Omlette, Max nimmt ein Sandwich. Dazu gibt es Smoothies. Während wir dasitzen und warten, lesen wir auch ein paar Berichte zu Tikal. Einer dieser Berichte meint, wir bräuchten Ausweise. Also lasse ich meinen fußkranken Partner sitzen, flitze nochmal zurück ins Hotel und hole unsere Pässe – sicher ist sicher. Hätte mir vor vier Monaten gesagt, dass ich alleine durch die Straßen von Guatemala rennen werde, ich glaube ich hätte ein bisschen Panik bekommen. Flores ist allerdings so nett, da ist wirklich nichts dabei.

Die Fahrt nach Tikal

Nach dem Frühstück gehen wir zu dem Schild, an dem wir warten sollen. Es steht am Ortseingang von Flores und besagt I <3 Petén. Petén ist übrigens der Verwaltungsbezirk zu dem Flores gehört.

kurz vor 12 kommt der erste Bus. Zwei weitere folgen. Bei uns versammeln sich nach und nach immer mehr Touristen, aber keiner weiß genau, welcher Bus wohin fährt. Der erste Bus wird beladen. Er fährt nicht nach Flores. Kurz darauf wird er wieder entladen. Anscheinend wollen nicht genug Leute zu diesem Reiseziel und es wird auf einen kleineren Bus umdisponiert.

Der größere Bus fährt nun offiziell nach Flores. Wir zeigen unser Ticket und dürfen einsteigen. Anscheinend landen alle Reisenden von allen Anbietern in diesem Bus mit diesem Guide, unabhängig davon wo und was sie dafür gezahlt haben.

Der Guide stellt sich auf spanisch vor und fragt dann unsicher auf spanisch, ob wir ihn denn aller verstehen. Einige verstehen natürlich nicht genug Spanisch und sehen bereits missmutig drein. Der junge Mann grinst breit und wiederholt seine gesamte Vorstellung nochmals in sehr gutem Englisch. Ein erleichtertes Seufzen geht durch den Bus. Wir fahren ab.

Der erste Halt ist ein Hotel, dort sammeln wir noch zwei Britinnen mit großen Rucksäcken ein. Sie sitzen auf ausklappbaren Sitzen im Gang des Busses. Jetzt ist er wirklich voll.

Als nächstes halten wir an einer Tankstelle. Einige Reisende gehen nochmal schnell zum Geldautomaten dort und heben das Geld für den Eintritt ab. Ein Mitreisender holt auch Bier für sich und seine Partnerin. Es dauert bis alle fertig und wieder eingepackt sind.

Es folgt ein weiterer Halt bei einer Fastfoodkette, wo sich der Guide und der Fahrer mit Mittagessen eindecken.

Inzwischen ist es 13:00, wir haben noch eine Stunde Fahrzeit vor uns und um 17:45 geht die Sonne unter.

Endlich setzen wir uns in Fahrt. Es geht ein gutes Stück aus der Stadt heraus und irgendwann nach links weg. Der Deutsche neben uns diskutiert mit der Britin neben mir. Sie schwärmt von Kuba. Ich rolle mit den Augen und sehe zu Max hinnüber. Der schläft jedoch friedlich.

Der Eintritt von Tikal

Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichen wir das Eingangstor von Tikal. Dort steigen wir alle aus und müssen die Tickets kaufen. Auf dem Dach des Kassenhäuschens wird gerade geschweißt und es fallen brennende Funken herab. Das macht die Sache gleich noch ein wenig spannender. Wir legen brav unsere Ausweise vor und bekommen dafür vier Tickets: Die normalen und die für den Sonnenuntergang. Die Ausweise werden gescannt aber einen Stempel bekommen wir nicht – das hatte das Internet behauptet. Ein Herr aus unserem Bus hat keinen Ausweis dabei. Der Herr an der Kasse will eine (beliebige) Email von ihm sehen. Er zeigt sein Smartphone und bekommt problemlos sein Ticket ausgestellt. So einfach geht das also auch.

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis wir wieder alle im Bus sind. Dann kommt auch noch ein Verkäufer in den Bus und versucht uns Karten der Anlage anzudrehen. Sie sind auf englisch und spanisch und zeigen auch die Tierwelt. Dies sei die einzige Karte auf der auch der Jaguar aufgeführt sei, erklärt der Herr stolz. Ich bin mir relativ sicher, dass die meisten Leute hier im Bus etwas anderes zu tun hätten als ihren Lageplan zu zücken, wenn sie plötzlich einem Jaguar gegenüberstehen.

Es geht eine weitere kleine Ewigkeit eine Landstraße im Park entlang. Rechts und links stehen immer wieder Schilder mit verschiedenen Tieren: Vorsicht Raubkatzen, Vorsicht Schlangen! Das Areal ist angeblich um die 100 km² groß, hier wird schon einiges Getier unterwegs sein.

Irgendwann kommen wir an einen kleinen Schotterplatz. Hier ist die letzte Möglichkeit Getränke zu kaufen und die letzte Toilette wird uns mitgeteilt. Also rennt nochmals jeder, um sich Wasser und Bier zu holen oder wegzubringen. Wir stehen weitere zehn Minuten vor dem Gebäude und warten. Dann kommt auch noch ein zweiter Bus – vermutlich auch aus Tikal. Diese Leute sollen auch noch bei unserer Tour mit.

Der zweite Eingang von Tikal

Als wäre das nicht genug Warterei geht es nun zur Kasse. Unsere Tickets werden händisch abgeschrieben, abgestempelt und von einem weiteren Herren gelocht. Dann bekommen wir zwei Bändchen. Es dauert wiederum ewig, bis alle durch den Einlass durch sind. Es gäbe übrigens auch noch einen zweiten Einlass, allerdings nur für Einheimische. Der Angestellte sitzt gelangweilt herum und hat nichts zu tun, während seine Kollegen eine Schlange von inzwischen knapp dreißig Leuten abfertigen.

Dann geht es auf einem Schotterweg in die Anlage. Nach wenigen Metern steht da plötzlich ein ausgewachsener, gackernder, bunt schillernder, tropischer Truthahn auf dem Weg. Die Kameras werden gezückt. Meine hat sich in der Tasche angeschalten und tut keinen Mucks mehr. Zum Glück habe ich eine Powerbank dabei und Kabel. Damit bekomme ich noch ein halbwegs brauchbares Foto von dem Vogel, dann setzen wir uns weiter in Bewegung.

Es geht zu einem Baum. Der Baum ist ein Ceiba Baum und er ist riesig. Er sei nur um die zwanzig Jahre alt erzählt der Guide. Der Wald würde sich innerhalb von fünfzig Jahren erneuern. Das glaube ich ja nicht so ganz, aber ich verstehe auch nur Teile der Ausführungen also vielleicht war da auch noch mehr dahinter.

Die Führung in Tikal

Dann halten wir am ersten Tempel. Dort steht ein Stein mit aufwendigen Schnitzereien, davor liegt ein weiterer. Jetzt ist unser Guide in seinem Element. Die nächsten zehn Minuten erklärt er uns sehr detailliert den Schmuck des Herren audf dem Stein, seine Waffe und Handhaltung, das mayanische Zahlensystem und die Herrscherkette von Tikal. Es sind sehr viele Detailinformationen, die mich gerade etwas überfrdern.

Es geht weiter auf einen Platz mit einer kleineren Pyramide. Hier bekommen wir das Verständnis von Zeit erklärt und die Vorstellungen der spirituellen Welt. Zeit ist zirkulär und Energie geht von oben nach unten. Außerdem kann man an der Blickrichtung auf Fresken erkennen ob jemand lebt – oder so. Außerdem haben sie gerne Schokolade getrunken.

Das ist im Grunde genommen auch alles was ich an Informationen bei der Führung mitbekommen habe, denn die Gruppe – immerhin circa dreißig Personen verläuft sich ein wenig und ich bin oft nicht schnell genug oder nahe genug am Guide um wirklich etwas zu verstehen.

Der Jaguartempel und der Affe

Es geht weiter auf den großen Platz. Dort können wir auf den Tempel gegenüber des Jaguartempels steigen. Die Treppen sind anstrengend, der Ausblick ist ganz ausgezeichnet.

Ein Stück weiter geht es einen weiteren Tempel hinauf. Jetzt muss ich mich erst einmal setzen und verschnaufen. Max tigert schon wieder vor mir herunter. Hinter dem Tempel geht es steil hinab. Dort stehen Bäume, deren Krone nun auf unserer Höhe liegt. In einer davon sitzt ein Affe uns sieht uns schüchtern an. Als ich und eine weitere Touristin zum Baum kommen, wird es ihm zu viel und er versteckt sich hinter ein paar Blättern.

Lolli mit Aussicht

Es geht weiter durch den Wald und ein paar andere Tempel. Von unserem Guide bekomme ich nichts mit. Doch die Sonne steht immer tiefer und wir haben es eilig.

Wir kommen an eine weitere Pyramide. “Müssen wir da hoch?” fragt eine andere Touristin. “Ja” erklärt der Guide unbarmherzig. Ein schnaufender Zug von Touristen schiebt sich nun stöhnend die Treppen hinauf. Unser Guide wartet unten. Der Ausblick oben ist wirklich schön. Man kann in alle Richtungen weit über den guatemaltekischen Dschungel blicken. In einiger Entfernung ragen mehrere Tempel über den Wald hinaus. Ich bekomme langsam wieder Hunger und hole meinen Notvorratslolli heraus. Eigentlich wollte ich einen Bonbon, aber meine Bonbons sind alle zusammengeklebt in der Hitze.Also sitze ich jetzt mit einem Erdbeerlolli auf einer Pyramide uns sehe über den guatemaltekischen Dschungel. Das hatte ich so am Anfang der Reise auch nicht gedacht.

Wir bleiben hier einige Minuten sitzen, verschnaufen und genießen die frischhe Luft hier oben. Gerne würde ich hier den Sonnenuntergang ansehen, doch auf diese Seite der Pyramide kommt man nicht herüber. Dann geht es auch schon wieder weiter, denn wir sind in Eile.

Als wir herunterkommen beginnt über unseren Köpfen ein Tumult. Zwei Brüllaffen leisten sich ein stimmgewaltiges Wortgefecht. Drei kleinere Klammeraffen flüchten erschrocken. Es klingt wie eine Szene aus Jurassic Park. Unsere Gruppe bleibt staunend stehen und versucht Bilder zu ergattern. Viel sehen wir allerdings zwischen den Blättern nicht. Schließlich treibt unser Guide uns zum weiterlaufen an. Die Sonne wartet nicht auf Affen.

Sonnenuntergang in Tikal

Es geht zu einer weiteren niedrigeren Pyramide, mit einer Plattform auf der Spitze. Wir sind nur wenig höher als der umliegende Wald. Wir sehen von hier aus einige Pyramidenspitzen über den Wald ragen und vor allem Bäume. Einige kleine Papageien flattern gerade ins Nachtlager.

Die Sonne verfärbt sich langsam und die Besucher auf der Pyramide haben sich gemütlich gesetzt, machen Fotos, schwatzen, lachen und haben eine gute Zeit. Auf einmal kommt ein Guide einer anderen Gruppe und verkündet dass dies ein Schauspiel sei, das wir vermutlich nur einmal im Leben sehen werden und uns das bitte andächtig schweigend ansehen sollen.

Auf einmal ist die ausgelassene gute Stimmung wie verflogen. Jeder starrt verkrampft den Sonnenuntergang an, versucht möglicht leise Fotos zu machen und bloß nicht zu laut herumzulaufen. Ständig entschuldigen sich Leute beieinander. Es ist fürchterlich gezwungen und anstrengend.

Nachtmarsch durch den Dschungel

Als die Sonne gar hinter dem Horizont verschwunden ist und auch ihr rötlicher Schimmer blasen die Guides zum Abmarsch. Uns steht nun noch eine halbe Stunde straffer Nachtmarsch durch den dunklen Dschungel bevor. Die größte Herausforderung ist es nicht über Wurzeln im dunkeln Wald zu stolpern. Es ist ein wenig gruselig und zudem auch irgendwie stressig. Andererseits sind die Geräusche des nächtlichen Waldes auch wirklich spannend. Das Zirpen der Zirkaden verschmilzt zu einem gleichmäßigen Summen.

Irgendwann ist es bis auf die Lichter der Handys stockfinster und wir sind noch immer mitten In der Anlage. An einer Stelle gehen wir durch ein paar Ruinen. Dort geht es durch einen langen engen Tunnel. Das ist nun allerdings wirklich ein wenig gruselig – Vor allem weil unser Guide jetzt auch noch mit ernster Stimme beginnt davon zu erzählen, dass Nekromantie ein großes Problem in Guatemala ist.

Die Rückfahrt von Tikal nach Flores

Irgendwann kommen wir wieder an den Parkplatz an dem wir abgesetzt wurden. Die beiden Kleinbusse fahren gerade vor. Einer der beiden hat dabei ein Licht an. Erst als er steht, schaltet er es ein. Ich habe keine Ahnung wie er durch diese Dunkelheit gefunden hat.

Wir kaufen uns nochmals schnell zwei Flaschen Wasser, denn wir haben beide etwas wenig getrunken. Dann setzen wir uns in den Bus. Der Busfahrer fragt als wir schon sitzen nach unserem Ticket. Wir hatten nur ein Ticket bekommen, das uns bei der Herfahrt abgenommen wurde. Wir ignorieren die Frage und er lässt es gut sein.

Es dauert noch ein paar Minuten, dann fahren wir ab. Schnell wird es sehr kalt im Bus.

Ich bin froh meine Jacke den ganzen Tag dabei gehabt zu haben und kuschel mich hinnein. Max bekommt meine dünne Notfalljacke zum über-die-Beine-legen. So lässt es sich schon aushalten.

Zurück in Flores gehen wir Essen. Ich esse Pizza, Max Steak. Danach fallen wir beide erschöpft ins Bett und schlafen sehr schnelle ein.


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