Unsere Fahrt soll um 21:00 starten. Eine Viertelstunde vorher sollen wir am Busbahnhof sein. Wir sind beinahe eine Stunde zu früh am Terminal Terrestre de Autobusses in Cusco.
Unser Busanbieter heißt Azuray. Die Tickets haben wir zwei Tage zuvor für je 20$ für eine Strecke von über 500km gekauft. Der Bus hat eine erste Klasse, doch diese ist zu diesem Zeitpunkt bereits ausverkauft – zumindest wird sie uns nicht angeboten.
Wir warten im Zimmer des Busanbieters. Da die sechs Sitzplätze auf den Bänken bereits besetzt sinn, sitzen wir am Fußboden. Am Busbahnhof gibt es eine gute Getränkeauswahl. Toiletten kosten 25ct. inklusive Klopapier und sind verhältnismäßig sauber.
Um 8:45 kommt der Bus an. Wir gehen zum Bus, müssen jedoch feststellen, dass man um den Ausgang des Busbahnhofs zu den Bussen zu passieren 15ct in einem Automaten zahlen muss. Die Summe ist nicht dramatisch aber wenn man kein Kleingeld dabei hat kann das ein echtes Problem werden.
Unsere Taschen kommen in den Bauch des Busses. Sie werden nach Zielort geordnet und wir bekommen eine Koffermarke.
Wir haben die Plätze 1 & 2. Sie sind im oberen Teil des Busses. Direkt vor uns ist eine Windschutzscheibe zu der wir hinaussehen können.
Die Fahrt zur peruanischen Grenze.
Wir fahren 15 Minuten zu spät los. Die Fahrt ist etwas holprig, hauptsächlich nicht wegen Schlaglöchern, sondern wegen Geröll auf der Straße. Die Berge in Ecuador sind sehr steil. Entsprechend fallen häufig Sand und Steine in kleineren oder auch größeren Erdrutschen auf die Straßen herab. Aus diesem Grund fahren die Busse auch auf der vom Hang weiter entfernten Straßenseite, egal, ob das die eigene oder die Gegenfahrbahn ist.
Es ist teilweise sehr nebelig mit Sichtweiten unter 50m. Wir haben die Hoffnung, dass der Fahrer die Strecke so gut kennt, dass er sie nicht sehen muss, denn er fährt ziemlich schnell.
Es ist nicht viel los auf der Straße. Es laufen einige Tiere herum. Wir sehen hauptsächlich Hunde, doch auch einige Tiere des Waldes, wie Aguti, über die Straßen laufen. Für ein fliegendes Tier, wir erkennen nicht, ob eine Eule, ein anderer nachtaktiver Vogel oder eine Fledermaus, endet der zusammenstoß mit dem Bus leider unglücklich. Wir sehen eine flauschige graue Kugel im Scheinwerferlicht und hören kurz darauf nur ein “Plong”. Glücklicherweise für uns, trifft das arme Tierchen den Bus unterhalb unseres Fenster und erspart uns damit den Anblick.
Grenzübergang Ecuador – Peru
Nachts um 01:00 erreichen wir die ecuadorianisch-peruanische Grenze. Schnell werden die Hörbücher unterbrochen, die Schuhe angezogen und die Taschen gepackt. Doch vor uns wird gerade noche in weiterer Bus abgefertigt und so warten wir. Wir warten circa 20 Minuten, bis wir dann auch endlich drankommen.
Wir fahren mit den Bus noch einige Meter nach vorne. Als wir aussteigen, werden bereits ein paar Taschen aus dem Gepäckraum geholt. Sie werden noch an Ort und Stelle vor den Augen ihrer Besitzer durchsucht. Unsere Rucksäcke sind nicht dabei, deshalb bekommen wir vom genauen Prozedere nichts mit.
Wir gehen weiter und kommen in eine Halle. Hier gibt es zwei Reihen die vor drei Tischen zu jeder Seite warten. Wir stellen uns auf gut Glück an. Es dauert einige Zeit, bis wir durchblicken, welcher Tisch für was zuständig ist.
Nur der erste Tisch auf der linken Seite stempelt bei unserem Besuch die Ausreise aus Ecuador. Die anderen Tische sind für die Einreise nach Peru zuständig. Auf jedem der Tische steht die Ecuadorianische Flagge. Entsprechend sind wir nicht die einzigen Reisenden, die ein wenig verwirrt sind.
Die Ausreise funktioniert schnell und unkompliziert. Auch für die Einreise müssen wir nicht viele Fragen beantworten. Allerdings dauert der ganze Spaß insgesamt beinahe eine Stunde, da wir so lange warten müssen.
Ein Weiterreiseticket wurde übrigens nicht verlangt. Auch unsere Rucksäcke wurden nicht weiter geprüft.
Als wir das Gebäude verlassen ist unser Bus nicht mehr da. Die Busse fahren nachdem sie durchsucht wurden und ihre Passagiere abgeladen haben auf den Parkplatz weiter. Dieser ist einige hundert Meter entfernt. Schnell fallen uns viele Leute auf, die auf dem Fußboden schlafen. Oft sind es ganze Familien mit vielen kleinen Kindern.
Es dauert ein bisschen, bis wir verstehen, dass es Flüchtlinge sind. Vermutlich stammen viele von ihnen aus Venezuela und leiden unter aktuellen Einreisebeschränkungen in Panama. Die Grenzen werden derzeit immer mehr geschlossen, die Einreisebestimmungen werden gerade für Reisende innerhalb Süd- und Zentralamerikas verschärft.
Rund 300 Menschen schlafen unserer Schätzung nach hier auf dem Parkplatz. Es sind Zelte der UNHCR, des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen, hier. Sogesehen werden die Leute die hier im Freien schlafen vermutlich noch länger hier bleiben müssen.
Wir und alle anderen Touristen müssen auf unserem Weg zum Bus mitten durch die Reihen schlafender Menschen. Schweigend laufen wir an den langen Reihen vorbei, bedacht darauf niemanden zu wecken. Wieder einmal wird uns bewusst, welchen Luxus wir haben, weiterreisen zu dürfen.
Nach etwa zweihundert Metern finden wir unseren Bus versteckt hinter einem anderen Bus wieder. Die Türen sind noch geschlossen. Wir setzen uns davor uns warten. Schnell stellen wir fest, dass es hier viele Mücken gibt. Von den hier Gestrandeten hatte keiner unter einem Mückengitter geschlafen. In einem potenzielle Malariagebiet ein großes Risiko.
Wir fangen an uns trotz der hohen Temperaturen einmummeln und harren aus, bis die Türen nache einer weiteren Viertelstunde endlich geöffnet werden.
Fahrt von der Grenze nach Piura
Zurück im Bus nach Piura machen wir es uns gemütlich und freuen darauf die restliche Nacht nun wenigstens ein wenig Schlaf zu bekommen. Die Decke wird wieder ausgepackt, die Hörbücher gestartet und es geht weiter.
Max schläft schnell ein. Ich döse, höre mein Hörbuch weiter und warte ebenfalls darauf einzuschlafen, während draußen dunkel die Landschaft an uns vorbeizieht. Der Bus hinter uns schnarcht inzwischen leise vor sich hin. Gerade als ich eindöse, fahren wir von der Autobahn ab. Ich werde davon wach, dass ein Polizist neben uns steht. Die Pässe werden kontrolliert.
Wir packen also die Pässe aus, zeigen sie vor. Es geht eine Welle des Gähnens und der verwirrten Geschäftigkeit durch den Bus. Nach zehn Minuten geht es weiter.
Max schläft schnell wieder ein, ich liege inzwischen etwas zerstört auf meinem Sitz und rutsche ungemütlich von einer Pobacke auf die andere. Als endlich wieder Ruhe einkehrt und ich kurz davor bin einzudösen, halten wir erneut an. Wieder werden unsere Pässe kontrolliert. Die Polizisten prüfen jedes Gesicht und vergewissern sich, dass ein peruanischer Einreisestempel im Pass ist.
Das Internet rät, im Falle einer Grenzüberquerung, bei der die Grenze geschlossen hat (an manchen Übergängen, gerade in Nachtbussen, soll das vorkommen) sich direkt in der nächsten Stadt an die Behörden zu wenden. Nach unseren Erfahrungen müssen das jedoch schon sehr abgelegene Routen sein. An der Küste entlang hat man keine Chance ohne Stempel bis in den nächsten Ort nach der Grenze zu gelangen.
Wenig späte beginnt die Sonne aufzugehen und offenbart eine Landschaft, die sich extrem gewandelt hat. Roter Sand erstreckt sich auf beiden Seiten des Busses soweit das Auge reicht.
Ankunft in Piura
Am Morgen komme wir in Piura an. Das erste was uns ins Auge fällt sind unzählige kleine Fahrzeuge, vergleichbar mit indischen Rikschas. Außerdem sind die Straßen unglaublich dreckig. Wir waren vermutlich an noch keinem Ort, an dem so viel Müll herumliegt.
Der Bus hält nicht wie angenommen am Busbahnhof neben dem Flughafen von Piura, sondern in der Stadtmitte in der Filiale des Busanbieters. Müde steigen wir aus. Eine ganze Horde Taxifahrer textet uns gnadenlos zu, noch ehe wir wieder festen Boden unter den Füßen haben oder unsere Rucksäcke abholen konnten. Sie gehen auch nur widerwillig aus dem Weg. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan und bin daher etwas gereizt. Zum Glück organisiert Max uns ein Taxi.
Der Fahrer hat natürlich drei Straßen entfernt geparkt. Das Taxi ist auch nicht gelb. Auf mein Murren erklärt der Fahrer etwas eingeschüchtert, dass er ein offizielles Taxi ist. Die Strecke ist nicht weit, ich verfolge sie sicherheitshalber dennoch auf dem Handy grob mit.
Flug von Piura nach Lima
Der Flughafen von Piura ist nicht groß. Die Halle mit den Check In Schaltern ist sehr übersichtlich. Es ist inzwischen kurz nach 9:00 unser Flug nach Lima geht um 12:45. Ich bin so müde, dass ich einfach nur noch schlafen möchte.
Es gibt im Flughafen von Piura ein kleines Restaurant mit Sandwiches. Das Sandwich Caprese ist lecker. Außerdem gibt es hier WLAN.
Wir bleiben so lange wie möglich im Restaurant, nachdem wir aber aufgegessen und ausgetrunken haben und sich der Laden immer weiter füllt, verlassen wir ihn und setzen uns mit den Taschen in den Schatten vor der Halle. Das WLAN des Restaurants ist auch von hier aus noch zugänglich. Die Rucksäcke stapeln wir um uns. Nach etwa zehn Minuten haben auch alle Taxifahrer verstanden, dass wir wirklich kein Taxi wollen. Also lehnen wir uns zurück und hören unsere Hörbücher weiter.
Nach einer gefühlten Ewigkeit können wir endlich einchecken. Danach geht es durch eine übliche kleine Sicherheitskontrolle. Ich habe noch eine halbe Flasche Wasser dabei. Zur belustigung des Personals exe ich sie, bevor ich durch die Sicherheitsschleuse gehe.
Auch die Wartehalle am Flughafen ist überschaubar und besteht aus einem einzelnen großen Raum mit langen Reihen von Plastikbänken. Würden mehr Flüge fliegen, wäre es vielleicht unübersichtlich, aber so ist es relativ offensichtlich welcher der Flüge gerade an einem der beiden Gates abgefertigt wird.
Unser Flug wird sehr pünktlich aufgerufen. Allerdings stehen wir noch eine halbe Stunde in der Reihe, eher wir zu Fuß zum Flugzeug laufen dürfen. Nur folgt nur noch eine Stunde Flug nach Lima, ich schlage ihn ebenfalls mit dem Hörbuch tot. Ich bin während des Fluges so geistig abwesend, dass ich erst merke, dass wir landen, als wir mit einem Ruck am Boden aufsetzen. Da es ein Inlandsflug ist, können wir zum Glück direkt nach der Landung unsere Taschen holen. Es folgt eine halbe Stunde Taxifahrt zur Unterkunft in Miraflores, dann das Einchecken in die Wohnung, ein Abstecher, um etwas Essbares aufzutreiben, dann kann ich endlich schlafen.