Kanu auf dem Mekong

Eine Tour durch das Mekongdelta in Vietnam

Dieser Artikel befasst sich mit einer Eintagestour durch das Mekong Delta. Wir beginnen mit ein paar wissenswerten Fakten zu der Region. Anschließend folgt ein detaillierter Erlebnisbericht der Tour.

Der Mekong

Der Mekong ist ein rund 4500 km langer Fluss in Asien, der durch sechs Länder fließt (oder sieben, je nach Zählweise). Damit ist er der sechst-längste Fluss der Erde. Sein Quellgebiet hat der Mekong im schwer zugänglichen Hochland von Tibet. Von dort fließt er weiter in Richtung China. Anschließend bildet er für ein Stück die natürliche Grenze zwischen Laos und Myanmar. Zusammen mit dem Fluss Mae Nam Ruak, der in den Mekong mündet, markiert er auch das drei Länder Eck zwischen Myanmar, Laos und Thailand. Anschließend fließt der Mekong als natürliche Grenze zwischen Laos und Thailand weiter, durch Laos hindurch und wieder zurück an die Grenze. Dann biegt er in Richtung Kambodscha ab. Er durchfließt das Land und mündet schließlich als breites Delta in Vietnam ins Meer.

Der Mekong ist dabei Hauptverkehrsweg in vielen Regionen. In Laos bekommt er derzeit seinen nicht unumstrittenen ersten Staudamm. Außerdem ist er in vielen Ländern durch seine fruchtbaren Schwemmsedimente das Zentrum der Landwirtschaft. Je nach Region kann der Wasserstand des Mekong zwischen Regen und Trockenzeit um bis zu 15 Meter schwanken.

Geschichte der Region

Die Region des Mekong Delta war bis ins 19. Jahrhundert nur schwach besiedelt, da das feuchte Gebiet immer wieder von Seuchen heimgesucht wurde. Erst mit der französischen Kolonialisierung wurde der Reisbau intensiviert. Heute ist das Mekong Delta die südliche Reiskammer Vietnams und eines der landwirtschaftlichen Hauptanbaugebiete für Obst in Vietnam.

Die Region des Mekong Delta gehörte früher zu Kambodscha und wurde erst unter Nguyen Dynastie, die auch den berühmten Palast in Hue erbaute, Anfang des 19. Jahrhunderts in Vietnam eingegliedert. Entsprechend gab es wiederholt Streitigkeiten um das Gebiet. Diese eskalierten vollends, als die Roten Khmer, eine Guerilla Gruppe und spätere totalitäre Militärdiktatur Kambodschas wiederholt in die Region einfiel und unzählige Vietnamesen verschleppen und umbringen ließ. Auch während des Vietnamkriegs war das Mekongdelta eine der Regionen in der sich zahlreiche Kampfhandlungen zwischen den US-Truppen und der vietnamesischen nationalistischen Befreiungsfront NFL / NFB zutrugen. Entsprechend waren viele Bilder, die man in den Medien weitläufig gesehen hatte, eher grausamer Natur. In den letzten Jahren ist die Region jedoch zusehends zur Ruh gekommen und das normale Leben hat wieder Einzug gehalten.

Die Tour

Buchung

Wir haben die Tour über Airbnb gebucht.Glücklicherweise war es problemfrei möglich sie nach der Buchung nochmals um zwei Tage zu verschieben, da Max zwischenzeitlich die Grippe bekam.

Die Tour kostete 84€ pro Person. Der Preis umfasst Frühstück und Mittagessen, das Kanu und das Fahrrad sowie den Transport und ein Guide. In Ho Chi Minh gibt es relativ viele Tourbüros. Möglicherweise hätte man in einem davon eine vergleichbare Tour auch günstiger bekommen. Exakt die gleiche Tour wird jedoch vermutlich nicht so häufig angeboten. Zumindest haben wir auf einem Großteil der Strecke keine anderen Touristen gesehen.

Unsere Gruppe besteht aus acht Personen.

Die Anfahrt aus Ho Chi Minh Stadt

Wir werden morgens um 7:00 vor unserer Unterkunft mit einem Kleinbus abgeholt. Dann fahren wir 2 Stunden aus Ho Chi Minh Stadt in Richtung Küste. Unser Ziel ist der kleine Ort Cái Bè, direkt am Ufer des Mekong.  Zunächst erzählt unser Guide ein wenig über Vietnam und vor allem über die Landwirtschaft in der Region.

Außerdem sieht man zwischen den Häusern immer wieder bunte Gräber. Die Angehörigen werden bei den Häusern bestattet, damit ihre Geister weiterhin bei der Familie bleiben, erfahren wir.

Einen weiten Teil der Fahrt herrscht jedoch Schweigen im Bus. Die meisten unserer Mitfahrer dösen noch ein wenig vor sich hin.

Das Frühstück

In Cái Bè angekommen, gehen wir zunächst in ein kleines Lokal namens Cafe Sông Mây. Nachdem wir durch eher schmuddelige Straßen gefahren waren, überrascht uns der recht ansehnlich hergerichtete Garten doch zunächst.

Jeder von uns bekommt ein Glas kalten Tee und ein größeres Glas Eiskaffee. Zu essen gibt es Bánh mì, also typisch vietnamesische belegte Baguettes.

Die Bootsfahrt im Mekong

Anschließend geht es durch den Ort zu einem Anleger. Dort wartet ein großes Boot voller Kanus auf uns. Anstatt von Bänken stehen Klappstühle an Bord.

Unser Kapitän, ein kleiner älterer Mann heißt uns an Bord willkommen. Er spricht offenbar kein Englisch und ist die ganze Fahrt über recht schweigsam.

Nun bekommt jeder von uns einen typischen Hut, wie ihn die Reisbauern tragen und eine wasserdichte Hülle für unsere Handys.

Dann dürfen wir einer nach der andere ans Steuer des Bootes und ein Stückchen den Fluss entlang schippern, während unser Guide begeistert Fotos von uns macht. Der Kapitän steht dabei immer in unserer Nähe und beäugt unsere Fahrkünste skeptisch.

Die Kanufahrt im Mekong Seitenarm

Nach etwa einer halben Stunde auf dem Boot fahren wir in einen ruhigen Seitenarm des Mekong. Der Fluss ist hier nur etwa 15Meter breit. Die Kanus werden ins Wasser gelassen und einer nach dem andern steigt etwas wackelig vom großen Boot ins kleine Boot um.

Es gibt eine leichte Strömung die am Anfang zu einem heillosen Durcheinander bei den Kanus führt, bis wir alle herausgefunden haben, wie man steuert und den Kurs hält.

Max und ich teilen sich ein Boot. Auch ein weiteres Pärchen und unser Guide und eine Touristin besetzen jeweils die schwereren und weniger wendigen Doppelkanus. Die restlichen Touristen haben Einzelkanus.

Dann rudern wir los. Das große Boot folgt uns erst in etwas Abstand, dann überholt es uns und schippert langsam vor uns her.

Unsere Gruppe, uns eingeschlossen sind nicht unbedingt die talentiertesten Kanufahrer. Gelegentlich rammt man sich gegenseitig. Einmal landet auch ein Kanu in einem Busch am Ufer. Doch die Strömung ist nur schwach, der Fluss insgesamt ist sehr ruhig. Die einzigen Hindernisse, denen man ausweichen muss, sind Wasserpflanzen. Allerdings verzeihen die es auch, wenn man sie aus Versehen überfährt.

Den Fluss entlang liegen immer wieder kleine Häuser. Hin uns wieder begegnen uns Fischer. Wir sehen Holzpfähle, mit denen dem Fluss mehr Land abgerungen werden soll. Die Bauern versuchen damit ihre Anbaufläche zu vergrößern. Sollte einmal eine starke Flut kommen, wird es sie umso stärker treffen, aber damit kalkuliert hier niemand.

Die Flussfahrt ist schön und macht Spaß. Tiefe Einblicke in das Leben am Mekong haben wir dadurch zwar nicht bekommen, dafür aber nasse Hosen.

Der schwimmende Markt von Cái Bè

 Vom Kanu geht es zurück auf das Boot. Wir fahren den Mekong zurück in die Stadt hinnein, allerdings fahren wir nicht zum Anleger, sondern zu einem der schwimmenden Märkte.

Früher waren die Boote eines der schnellsten Fortbewegungsmittel in der Region. Die Boote wurden genutzt um Obst zu den Märkten zu bringen und direkt von den Booten herunter verkauft.

Heute werden die meisten Güter mit dem LKW transportiert und die schwimmenden Märkte sind nur noch Relikte, an denen sich vor allem die Touristen erfreuen. Ein paar Händler haben sich zudem ein Geschäft aufgebaut, dass sie Obst auf Handybestellung an Häuser am Ufer liefern.

Viele Obsthändler treffen wir nicht mehr an. Die meisten Boote, die hier am Fluss liegen, sind Wohnungen armer Familien, die sich keinen Grund leisten können.

Ein sehr schönes Obst-Boot gibt es jedoch auch hier noch. Wir fahren Seit an Seit und steigen hinüber als wir zum Stehen gekommen sind. Eine ältere Dame reicht uns einen Obstteller als wir an Bord Kommen. Es gibt Drachenfrucht, Jackfruit, Sternapfel, Ananas und Melone. Wir bekommen die entsprechende Frucht jeweils gezeigt. Auf Nachfrage dürfen wir auch eine grüne Frucht probieren, die an Bord liegt. Sie sieht aus wie eine grüne längliche Mandarine, hat aber ein festes, fasriges und etwas mehliges Fruchtfleisch. Unser Favorit wird sie nicht.

Anschließend geht es zurück zum Anleger.

Die Fahrradtour von Cái Bè nach Câm Son

Wir laufen ein kleines Stück in die Stadt zurück. Dort bekommen wir Fahrräder. Es sind sehr moderne Mountainbikes in einem hervorragenden Zustand. Dazu bekommen wir brauchbare, aber etwas heruntergekommene Fahrradhelme und ein kariertes Tuch, bei dem wir nicht genau wissen, was wir damit anstellen sollen. Unser Guide macht einen Schal daraus. Da die Sonne gerad ziemlich intensiv scheint, machen wir kurzerhand Kopftücher unter den Helmen daraus.

Dann geht es los. Zunächst fahren wir ein Stück die Hauptstraße des Ortes entlang. Hier ist es staubig, etwas heruntergekommen und es liegt sehr viel Müll am Straßenrand. Das ändert sich jedoch, als wir in die Wohngebiete abbiegen. Plötzlich stehen lauter niedliche kleine Häuser in ordentlichen Gärten herum. Die Wegesränder sind mit Zierblumen angepflanzt und auch der Müll hält sich in Grenzen.

Kinder, die in den Gärten spielen schreien uns immer wieder freudige „Hello“ entgegen und freuen sich, wenn wir winken.

Unser erster Stopp ist ein buddhistischer Tempel. Dort werden uns kurz die Statuen erklärt, wir bekomme jeder eine Flasche Wasser ausgehändigt und die weitere Route wird erklärt.

Eine der Teilnehmerinnen der Tour ist noch nie länger Fahrrad gefahren und hat Mühe mit der Gruppe mitzuhalten. Wir fahren daher etwas langsamer und warten immer wieder auf sie und ihren Partner. Schließlich fährt unser Guide mit uns voraus und dann immer mal wieder ein Stück zurück, um sie zu holen.

Das Mittagessen in Câm Son

Nach insgesamt zehn Kilometern fahrt erreichen wir ein kleines einheimisches Lokal namens Quan Phuong. Es gibt hier Pho, eine vietnamesische Suppe. Zur Wahl stehen Fisch, Frosch, Rind oder vegetarische Suppe. Außerdem kann man Wurst probieren, die typisch für die Region ist.

Ich bekomme als Vegetarierin Gemüsesuppe mit Pilzen und Tofu. Dazu bekomme ich nochmals frittierten Tofu extra, einen Teller mit Pac Choi und Reis. Max bekommt eine Suppe mit Rind, Reis und eine Wurst. Außerdem erhalten wir alle zusammen einen riesigen Teller mit Salatblättern und Unmengen von Thaibasilikum. Was wir damit anstellen sollen erschließt sich uns allerdings nicht.

Wir plaudern ein wenig mit unseren Mitreisenden. Unser Guide erzählt uns, dass die Leute in den Wohnvierteln hier alle ihren Grund besitzen. Sie sind stolz darauf und geben daher auf die Umgebung auch mehr acht.

Nach etwa einer Stunde Mittagspause geht es wieder zurück.

Die Fahrradtour Teil 2

 Dieses Mal fahren wir eine etwas andere Strecke zurück. Auch hier treffen wir wieder auf viele begeisterte Kinder und schöne Vorgärten. Ein Stückweit fahren wir auch an Bananenplantagen entlang. Die meisten Arbeiter am Wegrand grüßen freundlich.

Schließlich verlassen wir die Wohngegend wieder und biegen auf die Landstraße ein. Sofort treffen wir wieder auf den hektischen Verkehr, den Müll und zahlreiche Schlaglöcher. Mehr als einmal schneiden uns LKW und es wird überholt, gehupt und gedrängelt.

Als wir eine Pause machen, stellen wir fest, dass unser Fahrradneuling und ihr Partner fehlen. Unser Guide fährt die Strecke zurück, um sie zu suchen. Wir warten derzeit am Straßenrand. Die Minuten vergehen, ohne dass wir sie sehen. Also warten wir und warten… Es vergehen fast zehn Minuten bis unseren Guide mit den beiden im Schlepptau auftauchen. Sie wirken ein wenig kleinlaut. Doch die Gruppe nimmt die Wartezeit mit Humor und wir feiern, dass sie überhaupt wiederaufgetaucht sind. Das letzte Stück nehmen wir die beiden in die Mitte der Gruppe, um sie gar heil zum Bus zurück zu bringen.  

Die Rückfahrt nach Ho Chi Minh

Schließlich kommen wir wieder am Ausgangsort an. Ich hoffe ein wenig, dass wir nochmals einen Kaffee bekommen. Doch wir bekommen nur eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt, geben die Fahrräder ab und können nochmals ein WC besuchen.

Dann geht es auch schon wieder zurück in Richtung Ho Chi Minh Stadt. Da wir nun in die Rushhour kommen, dauert die Rückfahrt deutlich länger als die Fahrt am Morgen.

Wir erreichen unser Hotel in der Abenddämmerung. Wir sind ein wenig erschöpft, doch hatten wir heute viel Spaß. Sogar meine Hose ist inzwischen wieder trocken.

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