Einst, so sagt man, habe sich in den Bergen Vietnams ein Drache aus dem Schlaf erhoben und sei in Richtung Küste gelaufen. Mit seinem monströsen Körper walzte er die Landschaft flach und mit den kräftigen Schlägen seines Schwanzes riss er tiefe Gräben in das Land. Dann erreichte er das Meer und tauchte ab. Die Furchen, die er hinterließ, liefen voll Wasser und sind noch heute deutlich zu erkennen. So entstand zu einst die Bucht Halong. Zumindest besagen das manche Legenden in Vietnam und tatsächlich bedeutet Halong nichts anderes als „Tauchender Drache“.
In Wirklichkeit ging die Entstehung wohl deutlich natürlicher von Statten, wenn auch nicht weniger spektakulär. Die Karstfelsen der Halong Bucht sind Zeitzeugen der Naturkräfte unserer Erde. Sie entstanden durch Meeresboden der sich über die Jahrmillionen anhob und wieder senkte und durch die Erosion von Regen und Gezeiten.
Geblieben sind fast 2000 Inseln, die als monumentale Felsen teilweise mehrere 100 Meter aus dem Wasser ragen. Bewohnt sind die meisten von ihnen nicht. Dafür sind viele von tropischem Regenwald bedeckt.
Wer die monumentale Kulisse der Halong bucht bestaunen möchte, der kann dies am besten bei einer Bootstour. Ebenjene haben wir Ende Januar, also im Winter und weit außerhalb der touristischen Hochsaison, unternommen. Was es auf der Tour zu sehen gab, wollen wir nachfolgend berichten.
Die Buchung der Halong Tour
Wir hatten einige Touren online verglichen und uns dann für ein Angebot unseres Airbnb Hosts entschieden. Die Tour kostete 850.000 Dong pro Person, umgerechnet etwa 34€. Andere Teilnehmer der Tour hatten sie in ihren Hotels zum gleichen Preis gebucht.
Die Anfahrt
Wir wurden morgens um 7:45 von einem Taxi vor unserer Unterkunft im Ort Halong abgeholt. Das Taxi brachte uns dann zu einem Tour Bus, mit dem wir beinahe eine weitere Stunde durch die Gegend fuhren, um weitere Touristen einzusammeln. Erst dann fuhren wir zum Hafen. Dort hatten wir wiederum 20 Minuten Aufenthalt in einem kleinen Lokal, in dem es Kaffee und andere Getränke gegeben hätte. Nachdem ein weiterer Bus mit Touristen eingetroffen war, wurden die Tickets für den Tag ausgehändigt. Wir wurden darüber aufgeklärt, dass wir sie bei jedem Stopp vorzeigen würden müssen und sie daher gut aufbewahren sollten.
Die Bootsfahrt in Halong Bay
Bevor wir das Boot besteigen konnten wurden unsere Tickets zum ersten Mal gestanzt. Dann betraten wir eines der zahlreichen weißen Ausflugsboote, die im Hafen vor Anker lagen.
Das Boot war breit und zweistöckig. Im unteren Teil befanden sich zweireihig Tische und Holzbänke, die ein wenig an einen bayrischen Landgasthof erinnerten. Pro Tisch nahmen sechs Personen Platz. Bis wir den Hafen verlassen hatten, durften wir aus Sicherheitsgründen noch nicht auf das Sonnendeck im ersten Stock. Das Sonnendeck war leicht in die Jahre gekommen. Es gab vier Sonnenliegen und zwei Bänke, was deutlich zu wenige Sitzgelegenheiten für die rund 40 Touristen auf dem Boot waren. Doch nach einem anfänglichen betretenen Herumstehen verteilten sich die Personen zunehmend im Schiff, sobald wir die Erlaubnis hatten herumzulaufen. Nach und nach bildeten sich Grüppchen von Personen mit gleichen Herkunftsländern. Andere Touristen waren zu beschäftigt damit Fotos zu machen. Ein paar Pärchen standen romantisch ineinander verschlungen an der Reling und betrachteten die Felsen der Bucht, die nun fortwährend an uns vorbeizogen.
Die Felsen der 200.000 Dong Note und die küssenden Hühner
Nach einiger Zeit passierte unser Schiff die erste berühmte Landmarke der Bucht: Ein Felsen, der nur noch von dünnen löchrigen Streben aufrecht gehalten wurde und beinahe über der Bucht zu schweben schien. Unser Tourguide lief mit einer 200.000 Dong Note herum, die er jedem ungefragt vor die Nase hielt. Darauf prangte der Felsen gut erkennbar.
Spätestens jetzt fiel uns auf, wie viel Verkehr in der Halong Bucht eigentlich ist. Dafür, dass wir außerhalb der Hauptsaison hier waren, war es beinahe erschreckend. Denn allein auf dem Wasser waren wir nie. Stets waren einige Boote in unserer direkten Nähe und weitere Dutzende zumindest in Sichtweite. Kaum vorzustellen, wie es hier erst in der Hauptsaison aussehen musste.
Die zweite Landmarke heißt „die küssenden Hühner“. Wir bremsten vor den beiden Felsen, die nur durch einen schmalen Spalt getrennt wurden und rotierten mit dem Boot einmal langsam darum herum. Die Rückseite sehe angeblich aus wie ein Fisch, wurde uns mitgeteilt. Doch auch wenn wir uns viel Mühe gaben und generell phantasiebegabte Menschen sind, konnten wir im grauen Gestein beim besten Willen keine Hühner ausmachen.
Die Höhle der Überraschung
Unser erster Halt war die Überraschungs-Höhle (Surprise Cave , Sung Sot Cave). Sie ist die größte Hohle in der zerklüfteten Halong Bucht. Wir stiegen aus dem Boot. Auf der steinernen Plattform, an der die Schiffe anlanden, wurden unsere Tickets erneut gestanzt. Dann führte unser Weg uns 100 Stufen in den Hang hinauf in den Felsen hinein.
Im Felsen ging es direkt wieder bergab. Nach wenigen Schritten öffnete sich die erste Kammer der Höhle vor uns, die allerdings noch sehr klein war im Vergleich zu der Hauptkammer, die wir nach wenigen Schritten durch einen schmalen Gang erreichten.
Die Hauptkammer der Höhle ist gewaltig. Imposante Stalaktiten hängen von der Decke und wir laufen gute 100 Meter tief den säuberlich gepflasterten Pfad in die Höhle hinein. Die Höhle ist sehr gut ausgeleuchtet und die verschiedenen Gesteinsformationen erscheinen vor uns im gelben Schein der Lampen.
Am Ende der Höhle macht der Weg einen Knick und führ parallel zum Weg hinein wieder aus der Höhle hinaus.
Am Ausgang der Höhle hat man einen grandiosen Blick über die Bucht und die umliegenden Felsen. Viele der bekannten Postkarten wurde offenbar genau von dieser Stelle aus fotografiert.
Wir gingen hinab zum Boot und waren noch deutlich vor der vereinbarten Treffzeit wieder hier. Also warteten wir mit knurrenden Magen darauf wieder an Bord gehen zu dürfen.
Mittagessen auf der Halong Tour
Zurück auf dem Schiff gab es Mittagessen. Martina war ausnahmsweise nicht die einzige Vegetarierin an Bord. Eine Britin hatte ebenfalls um veganes Essen gebeten und auch Max leistete heute dem veganen Tisch Gesellschaft. Da man nie genau weiß, was in einem vietnamesischen Suppentopf verkocht wurde, zog er ebenfalls die Fleisch- und Fischfreien Alternativen vor. Es gab Reis, Pommes, Gemüse, gebratene Eier und mehrere frittierte leicht süße Speisen. Alles in allem war das Essen sehr fettig, aber eigentlich ganz gut. Auf den Nachbartischen stapeln sich in der Zwischenzeit fische, Krabben und Muscheln in einer Zahl, in der sie die anderen Touristen unmöglich vertilgen können.
Die versteckte Lagune von Halong und die Affen
Unser nächster Stopp führte uns zu einer schwimmenden Plattform. Dort waren zahlreiche kleine Boote vertaut. Unsere Eintrittskarte wurde erneut gelocht. Dann bekamen wir Schwimmwesten. Wir hatten die Auswahl zwischen Ruderbooten und Kajaks. Da wir die Woche zuvor erst Kajak im Mekong Delta gefahren waren, entschieden wir uns heute für das Ruderboot. Ein weiterer Grund war, dass wir keine Lust auf nasse Klamotten hatten. Obwohl das Wetter heute schön klar war, waren die Temperaturen nur auf etwa 24°C gestiegen und es blies ein leichter Wind durch die Bucht.
Unser Ruderboot war ein sehr flaches Modell. Eine Frau mittleren Alters stand am hinteren Ende und hatte zwei lange Paddelstecken in der Hand, die über eine Seilkonstruktion mit dem Boot vertaut waren. Wir nahem in dem Boot Platz und wurden durch einen Bogen aus Felsen in eine verborgene Bucht gerudert. Die Bucht war nicht sehr groß und auch nicht sehr tief. Steile bewachsene Hänge erhoben sich rings um sie herum. Zahlreiche andere Boote und Kanus fuhren ebenfalls bereits hier.
Am hinteren Ende der Lagune hatte sich eine Gruppe Affen versammelt. Vermutlich waren es eine Art Makaken, die jedoch nur kurze Stummelschwänze besaß. Ein anderes Boot warf ihnen Futter zu, worauf hin einige der Tiere gekonnt auf den Hinterbeinen durch das flache Wasser liefen, um sich die Leckereinen zu holen. Wovon das Rudel Affen auf der doch recht kleinen Insel natürlicherweise lebte, konnten wir uns nicht erklären.
Als wir bereits wieder zurück in Richtung des steinernen Torbogens gerudert wurden, hörten wir lauten Gesang. Rund ein Dutzend Boote voller chinesischer Touristen, die laut sangen, fuhr in die Lagune – Ein sehr skurriler Anblick. Da fuhr plötzlich ein Ruck durch unser Boot, der uns alle aus dem Gleichgewicht brachte. Wir waren auf Grund gelaufen. Nervös beobachteten wir wie unsere Fahrerin uns mühsam losmanövrierte. Es brauchte mehrere Anläufe, doch schließlich schaffte sie es das kleine Boot leicht schwankend wieder in die Fahrrinne zu bugsieren, ohne uns dabei zum kentern zu bringen.
Die Aussichtsplattform auf der Insel des Kosmonauten
Die letzte Station unserer Tour lag nur wenige Minuten Bootsfahrt von der Lagune entfernt. Es war die Insel Ti Top. Die Insel verfügt im Gegensatz zu den meisten Inseln von Halong über einen kleinen Strand. Da sie zudem eine der höchsten Inseln ist, hat man sie zudem mit einer Aussichtsplattform bestückt.
Gerade angekommen wurden unsere Tickets erneut gelocht. Dann standen wir auch schon am Strand und vor einer Statue von Gherman Stepanovich Titov, dem zweiten Menschen, der jemals im Weltall war. Der Russe gilt als kommunistischer Nationalheld und hatte die Inseln einst besucht. Ihm zu Ehren und um den Namen etwas einfacher für Vietnamesen zu gestalten, wurde die Insel Ti Top Island benannt und dem Kosmonauten eine Statue errichtet, die noch heute mit heroischem Gesichtsausdruck alle Reisenden Willkommen heißt.
Viele Besucher blieben am Strand der Insel. Zum Baden war es im Januar einfach zu kalt. Zudem gibt es ein Café auf der Insel und einen Getränkestand, der auch Trinkkokosnüsse verkauft.
Wir wollten jedoch die Chance ergreifen und nochmals einen Überblick über die Insellandschaft zu bekommen. Daher beschlossen wir die Aussichtsplattform zu besuchen. Rund 400 Stufen mussten wir dazu erklimmen. Bei dem kühlen Wetter war das gut machbar. Allerdings führte auch diese schmale Treppe gut vor Augen, wie schlecht zu Fuß manche Touristen sind. Nicht selten gab es daher einen Stau, wenn vor uns jemanden die Kondition ausging.
Auf halber Höhe gibt es bereits eine erste Aussichtsplattform. Der Ausblick hier kann mit dem Rundumblick am Gipfel jedoch bei weitem nicht mithalten. An der Spitze machten wir einige Bilder, dann ging es auch schon wieder hinab.
Das Ende der Tour durch die Halong Bucht
Nach dieser letzten Station ging es zurück nach Halong. Am Hafen wurden wir wieder in unseren Bus gesetzt und nach einigen Kilometern ging es für uns mit dem Taxi zurück in den Ort. Während wir aus dem Fenster blicken, fiel uns auf, wie viele Neubaugebiete hier neu aus dem Boden gestampft wurden. Obwohl die Stadt jedes Jahr bereits von über 4 Millionen Touristen besucht wird, scheint das Ende des Tourismusbooms noch lange nicht erreicht zu sein.
Wie hatten gehört, dass die Regierung und Verwaltung begonnen haben, die Stadt mit höheren Umweltauflagen zu belegen. Ob diese in Anbetracht des geplanten Touristen-Ansturms ausreichend sein werden, wird sich zeigen.
Wir würden uns freuen wenn diese faszinierende Bucht auch für nachfolgende Generationen noch erhalten bleiben würde.