Datum: Donnerstag 27.12.2018 | Ort: Valladolid
Der Hotelbetrug in Playa del Carmen geht weiter
Der Tag beginnt wieder mit einem Anruf bei Barclaycard. Wir hätten gerne langsam mal eine Antwort, ob wir unser Geld von den Hotelbetrügern wieder bekommen werden. Inzwischen wissen wir, dass unser Hotel in Playa del Carmen nie existiert hat. Der Mitarbeiter auf der anderen Seite des Telefons ist allerdings eine mittlere Katastrophe. Er nuschelt, redet leise und beendet jeden Satz mit dem Wort “ja”. Außerdem hört man sehr deutlich, dass ihm unser Anliegen völlig egal ist. Dass er zwischen den Jahren im Büro sitzt, scheint für ihn schon Engagement genug. Seine Aussage ist kurzgefasst, dass er es gar nicht einsieht dass sich Barclaycard mit dem Problem befasst, wenn es uns doch Booking eingebrockt hat. Wenn wir schon ein Rückbuchungsformular ausgefüllt haben, dann wird sich nächstes Jahr schon jemand unseres Problems annehmen. Er kann uns jetzt auch nicht sagen ob wir uns Sorgen um das Geld machen müssen. Das Fazit lautete insofern ungefähr: Sollen sich doch die anderen drum kümmern, ja!
→ Die ganze Geschichte findet ihr hier.
Wir sind perplex und auch enttäuscht. Klar ist es zwischen den Jahren und vermutlich stressig und es macht keinen Spaß, aber eine freundliche Aussage wie “Sie haben alles getan was sie im Moment tun können, wir kümmern uns um die Angelegenheit und ihr Konto ist versichert” oder etwas ähnliches, hätte uns in dem Moment wirklich gut getan. Insofern sind wir nach wie vor gestresst, haben keine Ahnung ob wir noch etwas tun können oder tun sollten und wissen auch nicht, wie die Chancen stehen unser Geld jemals wieder zu sehen.
Unsere Laue ist also auch an diesem Tag nicht die beste. Die Angelegenheit zieht inzwischen wirklich einen lästigen bürokratischen Rattenschwanz nach sich – auch abgesehen von den Sorgen, die wir uns machen.
Günstig nach Chichen Itza kommen
Aber davon wollen wir uns nicht den Tag verderben lassen. Nein, heute geht es nach Chichen Itza.
als wir das Hotel verlassen begrüßt uns bereits das dreiköpfige Hunderudel vom Vortag. Sie bekommen Streicheleinheiten und begleiten uns gut gelaunt ein Stück.
Auf dem Weg zum ADO halten wir bei einem Oxxo und Max und Chris kaufen sich wieder Schokomilch-Trinkpäckchen. Heute sind sogar Dinosaurier auf der Packung. Kurz darauf halten wir bei einer Apotheke und Max kauft sich Halspastillen. Wir haben alle vier leichte Halsschmerzen. Anscheinend haben wir uns etwas eingefangen.
Im Internet habe ich Recherchiert, dass nach Chichen Itza Busse von ADO gehen, diese hätten 109 Pesos gekostet. Zudem gehen Collectivos und Busse der Billiglinie Oriente. Ich gehe daher davon aus, dass wir mit den Collectivos noch günstiger nach Chichen Itza kommen.
Mit dem Collectivo nach Chichen Itza
An einer Hofeinfahrt neben der ADO Station steht Collectivos. Ein alter Mann steht am offenen Tor und guckt. Wir sind etwas skeptisch, ob wir sie denn wirklich so schnell gefunden haben, die Collectivos und gehen zu ihm. “Ja, ja, Collectivos gibt es hier,” erklärt er. Es sei nur gerade im Moment keines da. Das ist zumindest schon einmal ein Anfang. Es soll irgendwann demnächst eines kommen, erklärt er. Es kostet nur 35 Pesos nach Chichen Itza
Das ganze klingt gut, also warten wir. Es dauert ungefähr zehn Minuten bis das Collectivo, ein grauer Kleinbus, kommt. Dann warten wir auf Mitfahrer. Im Collectivo ist es in der Zwischenzeit stickig und nicht so richtig gemütlich. Max Chris und Jessi warten lieber vor der Tür, ich habe jetzt die Rückbank für mich alleine und genieße das. Nach und nach trudeln Einheimische und auch noch ein paar Touristen ein. Erst als das Sammeltaxi recht voll ist, geht die Fahrt los.
Es ist holprig und vor allem weiter als ich erwartet hatte. Wir fahren durch einige Dörfer und nehmen auch noch spontan Leute mit. Einmal versucht uns auch ein Herr Hängematten durch das offenen Fenster zu verkaufen, als gerade eine Passagierin aussteigt. Das ist etwas seltsam.
Als wir die Straße nach Chichen Itza hinein fahren ist es bereits so voll, dass uns der Fahrer einfach direkt an der Kreuzung aussteigen lässt. So weit das Auge reicht stehen hier überall Reisebusse – Am Straßenrand, im Stau, am Parkplatz. Wir müssen noch ein gutes Stück neben der Straße herlaufen, bis wir zum Eingang der Ruinen kommen. Es stehen zahlreiche Souvenirstände bereits hier am Straßenrand und dazwischen laufen auch noch Händler mit Hüten herum.
Bis wir beim eigentlichen Eingang ankommen sind wir schon komplett entnervt.
Der Haupteingang von Chichen Itza
Vor dem Haupteingang hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Eine weitere kürzere steht daneben, diese Leute warten jedoch nur auf ein Foto mit einem angemalten Mann.
Neben dem Eingang ist ein kompletter Souvenirmarkt aufgebaut. In diesem Markt endet die Schlange. Es gibt hier viele Produkte aus Stoff, die teilweise auch schön gewebt sind und auch die ein oder andere schöne Schnitzerei. Daneben gibt es aber auch allerlei Tand und auch sehr viele Dinge aus Plastik.
Das schlimmste was es gibt sind Pfeifen, die sich angeblich anhören wie ein Puma. Sie schnarren extrem nervig. Die Händler müssen dies auch ununterbrochen vorführen.
Noch ehe wir in der Anlage sind, sind wir schon richtig genervt.
Beim Eingang steht ein Herr der uns mitteilt, dass eine Person für mehrere Leute Tickets kaufen kann, wir müssten also nicht alle einzeln anstehen. Wir stehen von da ab neben Max hinter der Absperrung. Er erbarmt sich die Tickets zu kaufen.
Nun geht es in eine Vorhalle. Hier gibt es auch Toiletten, ein Restaurant und einen Imbiss.
Jessi und Ich verabschieden uns kurz um die Sanitäranlagen genauer anzusehen. Wir müssen einige Zeit warten. Die Sanitäranlagen sind auch nicht die schönsten, aber es sind genug da, dass es doch vergleichsweise schnell vorwärts geht.
Als wir wieder kommen müssen wir die Männer suchen, die sind inzwischen nämlich in den Imbiss abgewandert und futtern Hotdogs. Ich hole mir auch ein paar Kartoffelecken. Natürlich sind sie mit über drei Euro für ‘eine Hand voll’ nicht günstig hier.
Dann geht es durch Drehkreuze in die Anlage. Ich hatte Schautafeln und Bilder erwartet. Vielleicht Säulen mit Audioguides. Stattdessen kommen Souvenirstände und zwar sehr viele.
In der Anlage von Chichen Itza
Es geht erst einmal mehrerer hundert Meter einen Schotterweg entlang, der rechts und links dicht an dicht von Ständen gesäumt ist. Fast jeder dieser Händler spricht uns an, manche tröten jedoch auch einfach nur in ihre Pumapfeife.
Ich futter stoisch meine restlichen Kartoffelecken und versuche die Händler zu ignorieren.
Wir kommen an einen zentralen Platz. Hier steht die große Pyramide, die Chichen Itza so berühmt gemacht hat. Außerdem sieht man zum ersten Mal das ganze Ausmaß der Touristenmasse. Es sind viele.
Wir laufen die ganze Anlage ab. Meinen Audioguide habe ich mir vorab dummerweise nicht heruntergeladen, da ich ja eigentlich mobiles Internet habe in Mexico und er dann mehr gekostet hätte. Ich hatte auch nicht erwartet, dass ausgerechnet an so einem Touristenspot das Internet so gut wie gar nicht funktioniert.
Am Anfang tue ich noch mein Bestes ihn zu laden, doch dann rennen die anderen auch schon etwas unmotiviert weiter und ich gebe auf.
Die Tempel sind schön. Manche haben noch gut erkennbare Reliefs, andere sind eindeutige Nachbauten. Alles in Allem ist es schon recht eindrucksvoll, aber ich persönlich fand Mayapan deutlich ansprechender, auch wenn es viel viel kleiner ist. Es macht eben auch einen Unterschied, ob man auf oder neben der Pyramide steht – Auch wenn ich voll verstehen kann, dass man nach mehreren Todesfällen hier keine Touristen mehr hinauf lässt.
Wir laufen ein bisschen geknickt durch die Anlage. Max ist in erster Linie genervt von den Souvenierständen, Chris war schon einmal hier und findet es entsprechend eh nicht so spannend, Jessi lässt einfach schweigend den Ort auf sich wirken und ich versuche mich ständig heimlich an Reisegruppen mit Führer anzuschleichen, um ein bisschen Wissen zu abzugreifen. Informationen zu dem, was man hier sieht, gibt es nämlich nur äußerst spärlich.
Wir halten uns nicht allzu lange. Es ist einfach zu laut und zu voll. Außerdem gibt es hier keine Getränke in der Anlage (außer am Eingang) zu kaufen – Nur Wolldecken und sowas – Was man halt bei 35°C so braucht.
Von Chichen Itza nach Valladolid mit dem Bus oder Collectivo
Zunächst beraten wir, ob wir nach Ik Kil, einer der berühmtesten Cenoten weiter fahren sollen. Doch Max hustet, Chris ist auch nicht fit und keiner von uns hat Lust heute auch nur noch einen Souvenirstand oder anderen Touristen zu sehen.
Wir gehen zurück zur Hauptstraße, wo uns das Collectivo abgesetzt hatte. Dort setzen wir uns in Gras an einer Böschung am Straßenrand und warten. Nach ein paar Minuten fragt uns der Parkplatzeinweiser was wir hier machen. Wir erklären, dass wir auf unser Collectivo warten. Er fragt, wo wir denn hin wollen. Valladolid, erklären wir. Er nicht verständig und winkt kaum eine Minute später einen Bus von Oriente – Der ADO Billiglinie heran. Der Bus kostet 32 Pesos. Insofern ist er nochmal billiger und auch bequemer als das Collectivo.
Die Cenote von Valladolid
Als wir in Valladolid angekommen sind, sind wir schon wieder etwas entspannter. Daher beschließen wir zu einem Restaurant im Ort zu gehen, das eine dazugehörige Cenote hat.
Die Cenote ist dafür, dass sie mitten in Valladolid liegt ziemlich groß. Sie ist allerdings schon sehr stark ausgebaut, vor allem mit Beton, was ihr ein bisschen das Flair nimmt. Im Wasser schwimmen schwarze Fische umher.
Das Lokal dabei ist ganz nett. Ich bekomme mit Käse gefüllte Empanadas, das einzige vegetarische auf der Karte. Sie sind fürchterlich fettig, aber das hatte ich ja auch erwartet. Die anderen Drei bestellen eine Platte für vier Personen. Max und Chris sind beileibe keine schlechten Esser und auch Jessi ist gerade recht hungrig. Trotzdem haben sie zu dritt keine Chance der Menge an Fleisch her zu werden. Es bleibt eine Portion übrig.
Nach dem Essen sind sie so pappsatt, dass nun auch die letzten Ambitionen heute noch baden zu gehen dahin sind. Wir laufen einmal um die Cenote herum, aber dann reicht es uns auch schon wieder.
Als wir aus der Höhle hinaus gehen, müssen wir durch eine Art Tunnel. Darin stehen zwei gruselig angemalte schlaksige junge Männer. Als wir vorbei laufen, stampft einer mit einem Bein fest auf. Er hat eine Art Rassel ans Bein gebunden. Es ist super laut und ich erschrecke mich ganz fürchterlich.
Einkaufen in Valladolid
Wir laufen also durch die Stadt zurück zu unserer Unterkunft. Dabei machen wir erst an einer Fastfoodkette halt und Jessi kauft sich einen Kaffee. Mit einem sehr zufriedenen Grinsen schlürft sie den ersten Schluck.
Als nächstes halten wir an einem Gemischtwarenladen. Gemischt trifft es sehr gut, denn ich habe noch nie einen so chaotischen Laden gesehen. Das Essen ist zwischen der Seife, Küchenrolle bei den Klamotten, Luftballons neben den Haarbürsten. Wir brauchen Sekundenkleber und Gaffatape für unsere Kamera, denn ihre Halterung ist gebrochen. Außerdem brauchen wir Taschentücher für Max, der anscheinend einen richtigen Männerschnupfen ausbrütet. Zumindest hat er schon die beiden Hauptsymptome: Das Nasenlaufen und das Mimimi. Wir verlassen den Laden mit Gaffa und Servietten – Allerdings auch nur, weil eine Verkäuferin beim suchen hilft.
Auf der Straße läuft etwas ziellos ein Hund herum, der vor Generationen mal einen Schäferhund gesehen haben mag. Max, wie er ist, pfeift ihm heran und der Kleine kommt begeistert her und möchte geknuddelt werden. Wir gehen weiter und er folgt uns gut gelaunt. Der Schäferhund hat allerdings offenbar seine Spuren hinterlassen, denn wann immer wir ihn nicht ausreichend beachten, zwickt er uns spielerisch in die Waden und Hände.
Wir kommen an eine Art Baumarkt und Max möchte nochmals versuchen Taschentücher aufzutreiben. Ich warte mit Jessi und unserem vierbeinigen Begleiter davor. Er hat gerade eine richtige Junghund-Doofkopf-Phase und ich mache mir einen Spaß daraus mit ihm ein wenig spielerisch zu rangeln. Immer mehr Mexikaner bleiben verwundert und grinsend stehen und beobachten wie der Hund immer wieder freudig heranstürmt, so tut als würde er mich beißen und ich ihm Konter gebe.
Ein verschnupfter Abend in Valladolid
Max und Chris kommen grinsend und mit Taschentüchern bewaffnet aus dem Laden zurück und überreichen mir eine Packung Hundekekse. Mein neuer Kumpel bekommt einen und damit ist er dann auch zufrieden und zieht von Dannen.
Zurück im Hotel schmeiße ich erst einmal unter die Dusche. Ich bin voller Hundesabber. Und bevor es jemand schreibt: Ja vermutlich ist es nicht die beste Idee sich in einem Land wie Mexiko von fremden Hunden vollsabbern zu lassen oder sie zu füttern. Andererseits muss man auch mal ein bisschen die deutsche Panik über Bord werfen. Spätestens in Indien bekommt Max von mir Hunde-Ansprech-Verbot.
Nach dem Duschen machen wir eine kleine Pause und sitzen am Pc. Plötzlich geht das Licht aus und das Internet auch. Es dauert über zwanzig Minuten bis der Strom wieder an ist.
Zum Abendessen wünscht sich Max Burger. Nachdem er eh schon gestraft genug ist mit seiner laufenden Nase, gehen wir also zum Fasfoodriesen abendessen. Für mich gibt es wiedermal nur Pommes. Max ist aber nicht so ganz auf der Höhe und bestellt aus Versehen vier Burgermenüs und noch eine Portion Pommes extra. Insofern gibt es für mich heute Pommes bis zum abwinken. Auf dem Heimweg ist mir ein bisschen schlecht.