Ein Hügel, der mit Hunderten von Kreuzen bedeckt ist, durch die ein zentraler Weg und eine Treppe nach oben führen.

Berg der Kreuze in Litauen

Ein mystischer Ort voller Geschichte und Spiritualität

Stell dir einen Hügel vor, auf dem über 150.000 Kreuze in allen erdenklichen Größen und Formen dicht an dicht stehen – ein Ort, an dem Gebetsketten im Wind klappern und ein Gefühl zwischen Ehrfurcht und Unbehagen entsteht. Der Berg der Kreuze (litauisch: Kryžių kalnas) nahe der Stadt Šiauliai ist eines der faszinierendsten spirituellen und kulturellen Phänomene Litauens und ein Ort, der dich garantiert nicht unberührt lassen wird. In diesem Artikel erfährst du alles über die bewegende Geschichte, die besondere Bedeutung und was du bei einem Besuch dieses außergewöhnlichen Wallfahrtsortes erwarten kannst.

Zahlreiche Holzkreuze, Rosenkränze und religiöse Ikonen sind an einem Schrein im Freien versammelt.
Holzsteg, der über einen Hügel führt, der mit vielen Kreuzen unterschiedlicher Größe und Art bedeckt ist.

Die Geschichte des Berges der Kreuze – Ein Symbol des Widerstands

Die Ursprünge des Berges der Kreuze sind von Legenden umwoben. Einigen Quellen zufolge stand hier im Mittelalter eine Holzburg namens „Kula“, die 1348 vom livländischen Orden zerstört wurde. Doch die eigentliche Geschichte der Kreuze begann erst Mitte des 19. Jahrhunderts.

Nach den blutigen Aufständen gegen das russische Zarenreich 1830/31 und 1863/64 begannen Angehörige der Opfer, auf dem Hügel Kreuze zum Gedenken an die Verstorbenen aufzustellen. Viele Familien wussten nicht, wo ihre Angehörigen begraben waren, und so wurde der Berg zu einem symbolischen Ort der Trauer und des Gedenkens.

Während der sowjetischen Besatzung Litauens (1944-1990) erlangte der Berg eine noch tiefere Bedeutung. Die kommunistischen Behörden versuchten mehrfach, den Ort zu zerstören. Besonders bekannt ist die Zerstörungsaktion von 1961, bei der 2.179 Kreuze mit schwerem Gerät planiert wurden. Doch die Litauer ließen sich nicht einschüchtern – nach jeder Zerstörung stellten sie heimlich neue Kreuze auf, oft unter Lebensgefahr.

Der Berg der Kreuze wurde so zum mächtigen Symbol des friedlichen Widerstands gegen Unterdrückung und zur Manifestation des ungebrochenen Glaubens und der nationalen Identität der Litauer. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Litauens 1990 explodierte die Anzahl der Kreuze förmlich – innerhalb eines Jahres standen bereits 40.000 neue Kreuze auf dem Hügel.

Der Papstbesuch und die internationale Bekanntheit

Ein Wendepunkt in der Geschichte des Berges der Kreuze war der Besuch von Papst Johannes Paul II. am 7. September 1993. Der Papst zelebrierte hier eine Messe vor über 100.000 Menschen und sprach die denkwürdigen Worte: „Der Berg der Kreuze soll am Ende des zweiten Jahrtausends n. Chr. das neue dritte Jahrtausend verkünden und Erlösung bringen, die wir nirgendwo anders als in unserem Erlöserkreuz und in der Auferstehung finden.“

Dieser Besuch machte den Berg international bekannt und inspirierte den Papst dazu, die Franziskaner zu ermutigen, in der Nähe ein Kloster zu errichten. Dieses wurde im Jahr 2000 eingeweiht und ist heute ein weiterer Anziehungspunkt für Pilger und Besucher.

Dichte Ansammlung verwitterter Holzkreuze, einige mit Rosenkränzen, in einer überwucherten Grasfläche.

Was dich am Berg der Kreuze erwartet

Wenn du den Berg der Kreuze besuchst, wirst du von der schieren Anzahl und Vielfalt der Kreuze überwältigt sein. Hier findest du:

  • Kreuze in allen Größen – von winzigen Handkreuzen bis zu mehrere Meter hohen Monumenten
  • Rosenkränze und Gebetsketten, die im Wind klappern und eine mystische Atmosphäre schaffen
  • Persönliche Widmungen und Botschaften von Menschen aus aller Welt
  • Religiöse Statuen und Figuren, besonders Darstellungen von Jesus und Maria
  • Besondere Kreuze mit Geschichten, wie das zum Papstbesuch errichtete Kreuz oder solche von internationalen Pilgergruppen

Der Berg selbst ist eigentlich kein richtiger Berg, sondern ein etwa zehn Meter hoher Doppelhügel. Du kannst über Holzbohlen auf den Hügel steigen und zwischen den Kreuzen umherwandern. Dabei entdeckst du immer wieder besondere Details und Geschichten, die die Kreuze erzählen.

Ein besonderes Erlebnis ist der Klang des Ortes: Die im Wind klappernden Gebetsketten und Kränze erzeugen ein Geräusch, das entfernt an Glockenläuten erinnert und die mystische Stille durchbricht.

Viele Holzkreuze mit Rosenkränzen und Gedenktafeln drängen sich auf einer Gedenkstätte im Freien.
Ein gerahmtes religiöses Porträt lehnt zwischen vielen Holzkreuzen und Rosenkränzen auf einem Kiesweg.

Praktische Informationen für deinen Besuch

Anreise zum Berg der Kreuze

Der Berg der Kreuze liegt etwa 12 Kilometer nördlich der Stadt Šiauliai im Norden Litauens. Am einfachsten erreichst du ihn mit dem Auto:

  • Von Vilnius aus beträgt die Fahrtzeit etwa 3 Stunden (220 km)
  • Von Kaunas aus etwa 2 Stunden (150 km)
  • Von Riga (Lettland) aus etwa 2 Stunden (130 km)

Wenn du mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kannst du zunächst nach Šiauliai fahren und von dort aus ein Taxi oder einen Bus zum Berg der Kreuze nehmen.

Es gibt einen kostenlosen Parkplatz etwa 500 Meter vom Hügel entfernt. Von dort aus führt ein Schotterweg über ein weites Feld zum Berg der Kreuze.

Beste Besuchszeit

Der Berg der Kreuze ist das ganze Jahr über zugänglich und hat keine festen Öffnungszeiten. Jede Jahreszeit bietet ein anderes Erlebnis:

  • Frühling und Sommer: Angenehme Temperaturen und längere Tageslichtstunden für deinen Besuch
  • Herbst: Weniger Besucher und eine besonders mystische Atmosphäre bei Nebel
  • Winter: Ein einzigartiges Erlebnis mit schneebedeckten Kreuzen, aber kalte Temperaturen

Ein besonderer Tipp: Besuche den Berg bei Sonnenauf- oder -untergang oder sogar bei Nacht unter dem Sternenhimmel für eine besonders eindrucksvolle Atmosphäre. Bei Vollmond entfalten die Kreuze ein geisterhaftes Schimmern, das die mystische Wirkung des Ortes noch verstärkt.

Eintritt und Kosten

Der Besuch des Berges der Kreuze ist kostenlos. Es gibt keine Eintrittsgebühren oder Parkgebühren.

In der Nähe des Parkplatzes findest du einen Souvenirladen, in dem du eigene Kreuze kaufen kannst, um sie auf dem Berg aufzustellen – eine Tradition, an der viele Besucher teilnehmen möchten.

Verhaltenstipps für deinen Besuch

Der Berg der Kreuze ist ein religiöser Ort von großer Bedeutung für viele Menschen. Bitte beachte daher folgende Hinweise:

  • Respektvolles Verhalten: Verhalte dich ruhig und respektvoll, besonders wenn Gläubige beten
  • Fotografieren: Fotografieren ist erlaubt, aber achte darauf, betende Menschen nicht zu stören
  • Kleidung: Es gibt keinen strengen Dresscode, aber angemessene Kleidung wird geschätzt
  • Eigenes Kreuz: Wenn du ein eigenes Kreuz aufstellen möchtest, suche dir einen geeigneten Platz, ohne andere Kreuze zu beschädigen

Weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung

Wenn du schon in der Gegend bist, lohnt es sich, auch folgende Orte zu besuchen:

  • Das Franziskanerkloster in der Nähe des Berges, das auf Anregung von Papst Johannes Paul II. errichtet wurde
  • Die Stadt Šiauliai mit ihrem historischen Zentrum und dem Fahrradmuseum
  • Der Sonnenuhr-Platz in Šiauliai, ein beliebter Treffpunkt mit einer einzigartigen Sonnenuhr
  • Der Chaim Frenkel Palast, ein beeindruckendes neobarockes Gebäude in Šiauliai

Die spirituelle Bedeutung des Berges der Kreuze

Für viele Besucher ist der Berg der Kreuze mehr als nur eine touristische Attraktion. Er ist ein Ort tiefer spiritueller Bedeutung, an dem Menschen ihre Gebete, Hoffnungen und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.

Jedes Kreuz auf dem Berg erzählt eine persönliche Geschichte – sei es ein Dank für Genesung, eine Bitte um Hilfe in schwierigen Zeiten oder ein Gedenken an einen geliebten Menschen. Die Kreuze symbolisieren nicht nur Leid und Tod, sondern auch Hoffnung, Auferstehung und die Überwindung von Schwierigkeiten.

Für die Litauer ist der Berg zudem ein wichtiges Symbol ihrer nationalen Identität und ihres Widerstands gegen Unterdrückung. Er steht für die Widerstandsfähigkeit eines Volkes, das trotz aller Widrigkeiten an seinem Glauben und seiner Kultur festgehalten hat.

Persönliche Eindrücke und Erfahrungen

Viele Besucher beschreiben den Berg der Kreuze als einen Ort, der tiefe Emotionen auslöst. Manche spüren ein leichtes Unbehagen angesichts der Tausenden von Kreuzen, die an ein Massengrab erinnern könnten. Andere fühlen sich von der spirituellen Kraft und der friedlichen Atmosphäre tief berührt.

Besonders eindrucksvoll ist der Kontrast zwischen der Stille des Ortes und dem leisen Klappern der Gebetsketten im Wind. Dieses Geräusch, das an fernes Glockenläuten erinnert, schafft eine mystische Atmosphäre, die viele Besucher als unvergesslich beschreiben.

Ein nächtlicher Besuch bei Vollmond kann besonders intensiv sein, wenn die Kreuze im Mondlicht schimmern und die Atmosphäre noch geheimnisvoller wird. Einige Besucher berichten von einem Gefühl tiefer Verbundenheit mit der Geschichte und den Menschen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben.

Fazit: Ein Ort, der dich nicht unberührt lassen wird

Der Berg der Kreuze in Litauen ist ein Ort der Extreme – beeindruckend und beunruhigend zugleich, ein Symbol für Leid und Hoffnung, für Tod und Auferstehung. Er erzählt die Geschichte eines Volkes, das trotz Unterdrückung an seinem Glauben festgehalten hat, und bietet gleichzeitig einen Raum für persönliche Spiritualität und Reflexion.

Ob du religiös bist oder nicht, ein Besuch des Berges der Kreuze wird dich mit Sicherheit nicht unberührt lassen. Die einzigartige Atmosphäre, die bewegende Geschichte und die schiere Anzahl der Kreuze machen diesen Ort zu einem unvergesslichen Erlebnis und einem absoluten Muss bei einer Reise durch Litauen.

Nimm dir Zeit für deinen Besuch, lass die besondere Atmosphäre auf dich wirken und vielleicht hinterlässt auch du ein kleines Kreuz als Zeichen deiner Anwesenheit an diesem außergewöhnlichen Ort.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Berg der Kreuze

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